Knoblach lehnt Atommüll-Tourismus ohne wenn und aber ab

KKG Grafenrheinfeld
Kernkraftwerk Grafenrheinfeld (KKG) | Avda, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

 Der MdL (GRÜNE) weist auf doppelte Gefährdung hin

Schweinfurt/Grafenrheinfeld – „Wir sind mit den Hinterlassenschaften des eigenen Atomkraftwerks schon genug belastet, da brauchen wir nicht auch noch fremden Atommüll“. Mit diesen Worten protestiert der Schweinfurter Landtagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, Paul Knoblach, in einer Pressemitteilung gegen offensichtlich bevorstehende Transporte von radioaktiv belastetem Material aus dem AKW-Standort Würgassen nach Grafenrheinfeld. Auf Nachfrage des Abgeordneten hat PreussenElektra unter anderem wegen ausgeschöpfter Lagerkapazitäten in Nordrhein-Westfalen Transporte nach Unterfranken in „absehbarer Zukunft“ angekündigt.

„Als die Atomkraftwerke gebaut wurden, hat man nicht gewusst, wohin mit dem Atommüll, jetzt reißt man ab, weiß aber immer noch nicht wohin mit den gefährlichen Altlasten“, sagt Knoblach. In Würgassen hätte man beispielsweise die Gebäudehülle eines AKW-Baus für die Bereitstellung von belastetem Material hernehmen können und sei es für den Preis, „mit dem Abriss etwas langsamer zu machen“. Als einfachere Lösung werde nun aber „strahlenbelasteter Atommüll hunderte Kilometer durch die Gegend kutschiert und das Unfallrisiko einfach in Kauf genommen, das ist unverantwortlich“, erklärt Knoblach.

Der Grüne MdL bedauert einmal mehr die vielen bisher gescheiterten Versuche durch den Landkreis Schweinfurt (Resolution), von Kommunen und Anti-Atomkraft-Bündnissen, die für schwach- bis mittelradioaktiven Abfälle gebaute Bereitstellungshalle (Beha) zu verhindern. Das Zwischenlager für Brennelemente (Bella) und nun zusätzlich Beha seien wegen der gescheiterten Endlagersuche „aber gefährliche Provisorien, die mich weit mehr besorgen als die Deponierung und Verbrennung von so genanntem freigemessenen Rückbaumaterial“ – letzteres leider bald auch im Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt, bedauert Knoblach.

Ob außerdem nach den „maximal zehn Jahren auch wirklich wieder abtransportiert wird“, sei noch unklar, „weil wir nicht wissen, ob Schacht Konrad bei Salzgitter ab 2027 als Endlager für schwach- bis mittelradioaktiven Atommüll zur Verfügung steht“. In Schweinfurt muss deshalb nicht noch „weiteres bedenkliches Material angehäuft werden“, endet die Mitteilung des Grünen MdL aus Garstadt im Landkreis Schweinfurt.

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Ein Kommentar

  1. Das Vorhaben zeigt die mangelhafte Vorgehensweise im Umgang mit Atommüll auf. Anstatt die Lagerkapazitäten jeweils vor Ort auszubauen, wird dieser über hunderte Kilometer transportiert und im ganzen Land verteilt. Einhergehend mit der Gefahr eines Transportunfalls, immensen Kosten und Emissionen.

    Die Lösung sehe ich im Ausbau der dezentralen Lagerkapazitäten. Damit würden die jeweiligen Standorte ihrer Verantwortung zur sicheren, kostengünstigen und umweltverträglichen Entsorgung der atomaren Hinterlassenschaften gerecht. Zudem könnte im Rahmen der Erweiterung der dezentralen Zwischenlager die Chargen für die Zulieferung zum Endlager KONRAD zusammengestellt werden. Dies würde die Transporte auf ein mindest notwendiges reduzieren und in Summe eine zudem kostengünstigere Lösung als die Erichtung eines neuerlichen zentralen Bundeszwischenlagers sein. Letzteres soll als „Logistikzentrum Konrad“ ausgerechnet im kleinen Ort Würgassen an der Weser, fernab überregionaler Verkehrsanbindungen und in unmittelbarer Nähe zu einem FFH- und Landschaftsschutzgebiet errichtet werden. Der Standort verstößt gleich mehrfach gegen die Vorgaben der ESK, die Entscheidung erfolgte intranspartent ohne eine Beteiligung der Öffentlichkeit. Das Vorgehen des BMU und der BGZ im Fall „Logistikzentrum Konrad“ wurde zurecht von Herrn Prof. Dr. Klaus Töpfer, ehem. Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (CDU), bei seinem Abschied aus dem NBG am 11.05.200 wie folgt kommentiert: „Die Art und Weise, wie man entschieden hat, das alte
    Kraftwerk Würgassen zum Zwischenlager zu machen,ist geradezu ein Modellbeispiel, wie man sowas ohne jedes politische Fingerspitzengefühl macht.“

    Dirk Wilhelm
    1. Vorsitzender
    Atomfreies 3-Ländereck e.V.

    atomfreies-dle.de