Knoblach fordert einen Hilfsfonds für gebeutelte Winzer

Winzertour mit Toni Hofreiter
Auf einer von den Grünen organisierten Weinbautour hörten sich (von links) die Landtagsabgeordneten Paul Knoblach (Garstadt) und Kerstin Celina (Kürnach) sowie Anton Hofreiter, Vorsitzender der Bundestagsfraktion, die klimabedingten Sorgen zahlreicher Winzer unter anderem an der Mainschleife an. Stationen waren Garstadt, Wipfeld (Landkreis Schweinfurt) und Nordheim am Main, hier mit Bio-Winzer Rainer Zang.

Staatsregierung muss sich auch dem Thema Wassermangel sehr viel stärker annehmen

Garstadt/Nordheim/Vogelsburg – Der Klimawandel beeinflusst längst auch die Weinanbaugebiete in Bayern. Wegen der schon seit Jahren fehlenden Regenfälle und folglich großer Trockenheit in Franken sind die hiesigen Winzer besonders hart betroffen. In diesem Jahr kam noch ein für Mitte Mai ungewöhnlicher Spätfrost hinzu, der wegen der massiven Schädigungen zu existenzgefährdenden Umsatzeinbußen führte. Die viele Winzer überraschende Frostnacht vom 12. auf den 13. Mai veranlasste den Landtagsabgeordneten Paul Knoblach nun zu einer zweitägigen Weinbautour zu Winzern am Untermain und an der Mainschleife.

Auf der Mainrunde wurde der Weinbausprecher der Grünen Landtagsfraktion aus Schweinfurt von Anton Hofreiter (München) begleitet. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag zeigte sich laut einer Pressemitteilung gleichwohl wenig verwundert, dass die Klimakrise auch bei den Winzern „voll angekommen ist“. Folge des Klimawandels sei ein immer früherer Vegetationsbeginn. „Umso größer sind die Schäden durch Spätfröste, mit denen auch in Zukunft zu rechnen ist“, ergänzte Knoblach.

Der letzte Mai-Frost mit großen Schäden war 2011. Dass es 2020 schlimmer kam, bestätigten die auf der Tour besuchten Winzer Uwe Geßner (Garstadt) und Rainer Zang (Nordheim/Main). Rund ein Drittel der 13 Hektar Weinbaufläche von Geßner sind Totalschaden. Härter erwischte es den Bio-Winzer aus Nordheim. Zirka 70 Prozent seiner zwölf Hektar sind geschädigt mit Umsatzverlusten in gleicher Höhe. „Heuer verbrennen wir Geld“, sagte Zang unter Hinweis auf sogar noch mehr Arbeit: Weil keine Trauben da sind, geben die Rebstöcke ihre Kraft ins Holz, die Triebe müssen aber geschnitten werden.

Die Winzer reagieren unterschiedlich auf die Herausforderungen des Klimawandels, bei der technischen Frostvorsorge unter anderem mit dem Einsatz von Windmaschinen, Schutznetzen oder Beregnungsanlagen. Das alles kostet aber Geld, das vielen jetzt fehlt, weshalb Knoblach von der Staatsregierung ein weitaus größeres Engagement fordert. Ziel müsse sein, „möglichst viele Betriebe aufrecht zu erhalten“.

Der MdL und selbst Biobauer denkt dabei über einen offenen Fonds nach, aus dem die Weinbauern je nach Anlass gezielt, aber nachhaltig unterstützt werden. „Die Winzer wissen selbst am besten, was für ihren Wein-Standort am besten ist“. Ein solches Risikomanagement werde in Rheinland-Pfalz betrieben. Knoblach: „Warum nicht erfolgreiche Erkenntnisse anderer Länder annehmen“.  Frostschutzversicherungen kommen eher nicht in Frage, sie würden wegen der hohen Prämien von vielen Winzern außerdem abgelehnt.

Knoblach setzt allerdings große Hoffnung auf die Forschungsarbeit der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim beispielsweise bei der Frostberegnung und Kaltluftverwirbelung. Aber auch die Landesanstalt müsse von der Staatsregierung viel stärker unterstützt werden. „Halbherziges Vorgehen geht nicht mehr“, sagte Knoblach.

Zweites großes Thema der Weinbautour war die Trockenheit. Dass die Frage der Verteilung von Wasser in Deutschland einmal akut wird, darüber hätte man vor zehn Jahren noch gelacht, „jetzt ist es Tatsache“, sagte Hofreiter. Auch das Problem des Wassermangels müsse der Freistaat „zügiger anzugehen“, verlangte Knoblach und nannte ein Lösungsbeispiel: Uferfiltrat im Winter in Hochbehälter pumpen, um das Wasser in niederschlagsarmen Zeiten zu nutzen.  Aber: Es kostet Geld.

Der MdL hofft auch, dass es der Landesanstalt gelingt, noch mehr klimaresistente Rebstock-Sorten zu züchten. Bio-Winzer Zang beispielsweise trotzt der Trockenheit schon lange durch Begrünung der Rebstock-Gassen mit Kleegrasmischungen und Blühpflanzen. Der Klee holt sich Stickstoff aus der Luft, die Böden bleiben feucht.

Beim Schlussgespräch auf der Vogelsburg präsentierte die Stiftung Juliusspital ihre längst ökologisch bewirtschafteten Weinberge in Würzburg, Iphofen und Bürgstadt. Mit insgesamt über 160 Hektar Anbaufläche und rund einer Million Liter Weinproduktion pro Jahr ist die Stiftung zweitgrößtes Weingut in Deutschland und für Knoblach als „großer Player“ geradezu prädestiniert für Pilotprojekte im Kampf gegen durch den Klimawandel verursachte Probleme – wie eben Spätfröste und Wassermangel.

In der Diskussion wünschten unter anderen Weinbau-Präsident Artur Steinmann und Verbands-Geschäftsführer Herrmann Schmitt dem Franken-Wein („Je enger die Herkunft, desto besser die Qualität“) eine „höhere Wertschätzung“. In Österreich werde 70 Prozent der Produktion im Land selbst umgesetzt, während die Bayern Weine aus dem europäischen Ausland (zu 60 Prozent) bevorzugten.

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