Paul Knoblach will Wassersparprojekt eines Biolandwirts zum Modell machen
Durch den globalen Klimawandel verändern sich natürlich auch in Bayern die klimatischen Verhältnisse. Eine Folge sind steigende Lufttemperaturen. Im niederschlagsarmen Unterfranken kommt Wassermangel hinzu. Nur durchschnittlich 700 Millimeter Jahresniederschlag (mm/a) – oder eben 700 Liter pro Quadratmeter – fallen in der Main-Region vom Himmel. In etlichen Gebieten sind es sogar weniger. Ein großes Problem vor allem für die Landwirtschaft, das die Landwirte in den Alpen mit bis zu 1700 Millimeter im Jahr gar nicht kennen.
Neben den höheren Temperaturen sorgen zusätzlich klimabedingt stärkere Winde für eine höhere Verdunstung mit der nächsten Folge, dass weniger Wasser für Grundwasser und den Abfluss bleibt. Ein Teufelskreis. Die einzige Lösung heißt deshalb: Möglichst viel vom wertvollen Gut Wasser sparen. Der Bioland-Hof Schwab aus Remlingen, einer der 15 Direktvermarkter der Ökomodellregion Waldsassengau im Würzburger Westen, beschäftigt sich seit zehn Jahren mit der Thematik und hatte jetzt die beiden Grünen Landtagsabgeordneten Gisela Sengl und Paul Knoblach zu Besuch.
Das Wasser-Sparmodell der Firma „Remlinger Rüben“ habe vor allem für wasserarme Regionen Vorbildcharakter, erklärten die beiden Abgeordneten der Grünen Landtagsfraktion nach der Präsentation des Modells auf dem Remlinger Biohof. Die agrarpolitische Sprecherin ihrer Partei aus Traunstein und ihr Schweinfurter Kollege, beide selbst Ökolandwirte, werden das Projekt in jedem Fall via Ausschuss für Landwirtschaft und Ernährung in den Landtag mitnehmen. Sengl und Knoblach schließen sogar eine Gesetzesinitiative nicht aus.
Biolandwirt Thomas Schwab hat sein Unternehmen 1991 gegründet und zunächst die Firma Kupsch mit regionalem Biogemüse beliefert. Nach der Übernahme von Kupsch durch Edeka ist seit 2001 die Firma tegut Hauptabnehmer der Remlinger Produkte. Die mit rund 20 weiteren Biobauern kooperierende Gesellschaft „Remlinger Rüben“ blickt aktuell auf eine vermarktete Menge von 4500 Tonnen Kartoffeln, Zwiebel und Möhren im Jahr.
Zur sicheren Belieferung von tegut muss aber zu jeder Jahreszeit Wasser zur Verfügung stehen. Schwab baute deshalb 2009 einen ersten Brunnen, weitere folgten. Da die Schüttung der Brunnen für die direkte Bewässerung aber zu gering war, baute Schwab 2011 einen ersten Bewässerungsteich. Mit dem Bau von Speicherbecken kann man den größeren Niederschlag im Winter nutzen.
„Weil die Zeiten, als mit Regenkanonen beliebig Wasser verteilt wurde, vorbei sind“, unternahm Schwab 2013 erste Gehversuche mit der Tropfbewässerung im ökologischen Feldgemüseanbau. Der Biobauer hat die Tröpfchenbewässerung durch eigene Entwicklungen und die Anpassung vorhandener Maschinen mittlerweile so verfeinert, dass die Tropfschläuche in den Kulturen heute effektiv und zeitsparend platziert und auch wieder entfernt werden können. Durch den dezentralen Bedarf an Wasser sind Pumpen nötig. Da für die Tröpfchenbewässerung mit niedrigem Druck und geringen Wassermengen gearbeitet werden kann“, nannte Schwab als Energieträger den Einsatz von Solaranlagen eine Möglichkeit.
Biolandwirt Thomas Schwab entwickelt derzeit außerdem ein Konzept zur Einbindung der kooperierenden Biobetriebe in einen Bewässerungsverbund. Da auch die weiteren Interessen (Gemeinde, andere Wassernutzer) berücksichtig werden sollen, plant Schwab die Gründung einer alle Fragen zur Wassernutzung regelnden Wasserschutzgemeinschaft (möglicherweise in Vereinsform). Überlegungen führt Schwab zudem an, das derzeit zur Reinigung der Gemüse in seinem Betrieb benutzte Wasser ein zweites oder drittes Mal zu nutzen. Entweder als Löschwasser für die Feuerwehr, zur Bewässerung von Feldern oder sogar nach Reinigung wieder als Trinkwasser.
Wasser sparen geht laut Bio-Bauer Thomas Schwab aber schon vor der Bewässerung los. Ein gewisser Gehalt an Humus sorge dafür, dass das Wasser in den Böden besser gespeichert werde. „Humuseinsatz muss gerade im bisher vernachlässigten Gemüseanbau eine viel größere Rolle spielen“, erklärte hierzu der Abgeordnete Paul Knoblach unter Hinweis auf die katastrophal niedrige Niederschlagsmenge von oft sogar unter 600 Liter pro Quadradmeter im Würzburger Norden. Gleichzeitig steigende Temperaturen von bis zu 40 Grad Celsius bedeuteten Stress für die Pflanzen. Knoblach: „Deutlich wird das vor allem bei der Kartoffel, die in ihrem Ursprungsland Südamerika auf bis zu 4000 Meter Meereshöhe wächst“. Und Sengl ergänzte: „Wenn wir die Landwirtschaft vor Ort erhalten wollen, muss die Wasserproblematik gelöst werden“.
Neben weiteren Biolandwirten wohnten dem Präsentationstermin auch Vertreter des Lehrstuhls für Boden- und Landnutzung der Uni Würzburg und mit Bernhard Schwab ein Akteur der Öko-Akadamie Bamberg bei. Er ist der Bruder von Thomas Schwab und berät als staatlicher Mitarbeiter Landwirte über den Bio-Gemüseanbau. Seiner Vision, mit Regionalplänen den Gemüseanbau nach den jeweils vorhandenen Niederschlagsmengen zu regeln, widersprach keiner der Teilnehmer.