Bahnreisende müssen für Sünden der CSU-Verkehrsminister büßen

Kein behindertengerechter Ausbau am Zeiler Bahnhof – MdL Knoblach (Grüne):  „Immer das gleiche Totschlagsargument“

„Die CSU-Verkehrsministern Ramsauer, Dobrindt und Scheuer hatten immer nur das Auto im Kopf und die Bahn total vernachlässigt, der Bahnhof in Zeil ist dafür eines vieler trauriger Beispiele“. Mit diesen Worten kommentiert der Abgeordnete Paul Knoblach die negative Antwort des ersten bayerischen Bahnverantwortlichen Klaus-Dieter Josel auf seine Anfrage zur Reaktivierung des seit Jahren ungenutzten Gleis 1 im Zeiler Bahnhof.

Das Mitglied der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen aus Schweinfurt betreut auch den benachbarten Landkreis Haßberge und schrieb nach einer Bürgeranfrage zum Zeiler Bahnhof an Josel. Das Problem, über das auch die Main Post berichtete, stellt sich aktuell so dar: Wegen des ungenutzten Gleis 1 müssen alle Fahrgäste durch eine Unterführung hindurch zum Mittelbahnsteig mit steilen Treppen runter und wieder rauf. Von den Gleisen 2 beziehungsweise 3 am Mittelbahnsteig fahren die Regionalzüge in Richtung Schweinfurt oder Bamberg.

Für Menschen mit Handicap und Rollator, Mütter (oder Väter) mit Kinderwagen oder Fahrrad-Reisende sei der Zugang wegen der Treppen sehr mühsam, für Rollstuhlfahrer nicht möglich, es sei denn, sie werden von Angehörigen getragen, schrieb Knoblach an den bayerischen Bahnchef unter Bezugnahme auf die Bürgerhinweise. Der MdL fragte: Warum wuchert das Bahngleis 1 zu? Scheitert die Aktivierung an den Kosten? Sind technische Hindernisse der Grund? Eine Wiederinbetriebnahme von Gleis 1 würde zumindest in eine Fahrtrichtung, mutmaßlich nach Schweinfurt, das Bahnfahren für den genannten Personenkreis erleichtern oder gar erst möglich machen, meinte der grüne MdL.

Die laut Knoblach ernüchternde Antwort: „Am Bahnhof Zeil sind derzeit keine barrierefreien Ausbauten vorgesehen.“ Josel begründet das mit den Reisendenzahlen, die unter der Grenze von 1.000 Fahrgäste pro Tag liegen, die bei Neu-/Ausbauten die Grundvoraussetzung für einen barrierefreien Ausbau seien. „Die Aufnahme in ein Förderprogramm des Bundes oder des Freistaates Bayern ist daher derzeit nicht vorgesehen“, schreibt Josel.

Konkret zum Gleis 1 heißt es in der Antwort, dass es „signal- und betriebstechnisch nicht mehr nutzbar ist, es außerdem keinen nutzbaren Bahnsteig mehr gibt, von dem aus dieses Gleis zu bedienen wäre“. Josel abschließend: eine Instandsetzung des Bahnsteiges und von Gleis 1, das dann trotzdem auch nur einseitig nutzbar wäre, wäre sehr kostenintensiv und sei wegen der schon genannten zu geringen Reisendenzahl am Bahnhof Zeil auch nicht geplant.

Die Reisendenzahl nennt Knoblach in einer Pressemitteilung das „immer gleiche Totschlagsargument, das bei der Steigerwaldbahn und aktuell bei der Werntalbahn hergenommen wird, um eine Aktivierung zu verhindern“. Wenn das Angebot erstmal da ist, „dann steigt auch die Nachfrage und nicht umgekehrt“, meint Knoblach und nennt hier als bestes Beispiel den Bahnhof Mitte in Schweinfurt. „Obwohl es schon zwei Bahnhöfe in der Stadt gab, ist die Mitte eine einzige Erfolgsgeschichte“.

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