B 286: Behörde kann Zahl der gefällten Bäume nicht nennen

Protestaktion an der B 286
Weil das Straßenbauamt den Bündnisgrünen nicht sagen kann, wie viele Bäume entlang der B 286 gefällt wurden, haben für die Schweinfurter Bündnisgrünen (von links) Kreissprecher Johannes Weiß (Werneck), der Landtagsabgeordnete Paul Knoblach und der Kreisrat Walter Rachle mit viel Symbolik auf der Baustelle gegen den Kahlschlag und die unglaubliche Auskunftspolitik protestiert. Foto: Kreisverband Grüne Schweinfurt

MdL Knoblach: „So funktioniert Klimawandel nicht“

Den Ausbau der Bundesstraße 286 zu einer vierspurigen Rennstrecke haben die Schweinfurter Bündnisgrünen von Anfang an abgelehnt – wegen des unglaublichen Flächenfraßes und wegen der Tatsache, dass Straßenausbau immer mehr Verkehr zur Folge hat. Weil die Straßenbaubehörde einen Fragenkatalog zur Zahl und Art der zwischen Schweinfurt und Schwebheim gefällten Bäume weitgehend unbeantwortet ließ, sahen sich die Schweinfurter Bündnisgrünen laut einer Pressemitteilung zu einer Protestaktion auf der Baustelle veranlasst.

Die Aktivisten stellten die so wichtige Funktion der Bäume in den Mittelpunkt, vor symbolisch aufgestellten und mit schwarzen Kreuzen versehenen Baumscheiben. „Bäume speichern in ihrem Leben bis zu 20 Tonnen CO2 im Stamm, in Ästen und im Wurzelwerk, wenn der Baum verschwindet, wird die gleiche Menge Treibhausgase wieder freigesetzt“, zeigte der Landtagsabgeordnete Paul Knoblach (Garstadt) einmal mehr „kein Verständnis für diesen sinnlosen Raubbau an der Natur“. Bei Ansicht des rabiaten Kahlschlags „blutet mir das Herz, so jedenfalls funktioniert der Klimawandel nicht“, so der Biolandwirt.

Der vierspurige Ausbau der B 286 zwischen der A 70 und Schwebheim schien laut Pressemitteilung der Grünen schon vom Tisch. Er war aus dem „vordringlicher Bedarf“ gestrichen und in die Kategorie „weiterer Bedarf mit Planungsrecht“ zurückgestuft worden. Vornehmlich auf Intervention der Bundestagsabgeordneten Anja Weisgerber (Schwebheim) und mit Unterstützung ihrer CSU-Parteifreunde Gerhard Eck, Verkehrsminister Andreas Scheuer und Dorothee Bär kehrte die Vierspurigkeit „aber leider wieder in die dringliche Kategorie zurück“, schreiben die Grünen.

Wie viele Bäume abgesägt wurden, sei aber nie veröffentlicht worden. Die Schweinfurter Bündnisgrünen wandten sich deshalb ans zuständige Staatliche Bauamt Schweinfurt. Die Reaktion der Behörde nennen sie ernüchternd. Es sei zum Teil ausweichend, auf die vier wichtigsten Fragen gar nicht geantwortet worden. „Wir können Ihnen leider keine Stückzahlen zu den gefällten Bäumen mitteilen, genauso wenig zur Art der Bäume, da der Baumbesatz variiert“, zitieren die Grünen aus dem Antwortschreiben des Staatlichen Bauamts Schweinfurt.

Der Landtagsabgeordnete Paul Knoblach zeigte sich darüber „sehr erstaunt“, zumal der Leitende Baudirektor hinsichtlich der erfolgten Naturschutzmaßnahmen mitgeteilt habe, dass „Ersatzquartiere für (Baum-)hölenbrütende Vögel oder Fledermäuse mit sechs Kästen pro entfallenen Baum“ geschaffen würden. „Dann muss ja doch gezählt worden sein“, stellt Knoblach fest.

Sollte den untergeordneten Stellen ein Maulkorb verpasst worden sein, „würde uns das angesichts der Vorgeschichte nicht wundern“, schreiben die Grünen und erinnern hier an die beim Spatenstich im September letzten Jahres freudestrahlende Weisgerber. „Zur Klimaschutzbeauftragten der Unionsfraktion im Bundestag und ihren jüngsten Auftritten im grünen Mäntelchen passt die Nachricht von vielen hundert gefällten Bäumen dann natürlich nicht“, erklärt Knoblach.

Kreisvorsitzender Johannes Weiß (Werneck) erinnert an eine kürzliche Äußerung Weisgerbers, dass die Große Koalition dabei sei, wichtige Weichen in der Klimapolitik zu stellen. „Da sollen Weichen gestellt werden, obwohl der Zug schon längst vorbeigefahren ist. Wir brauchen endlich eine Vollbremsung! Ihr Einsatz für den Ausbau der B 286 und ihr weitgehendes Schweigen zur Steigerwaldbahn zeigen ihr wahres Gesicht“, stellt Weiß fest. Knoblach erinnerte an das Nein von Gerhard Eck zu seinem im Landtag gestellten Dringlichkeitsantrag zur Steigerwaldbahn. „Wer echten Klimaschutz will, handelt anders“.

Die Wiederbelebung der 42 Kilometer Bahnstrecke sei mit rund 27 Millionen Euro prognostiziert, die vier Kilometer der Schwebheimer Autobahn aber verschlängen 50 Millionen Euro. „Und das für vielleicht fünf Sekunden Zeitgewinn“, so Knoblach weiter.  „Mit einem vernünftigen Tempolimit hätte man das Unfallrisiko viel billiger auch vermeiden können“, erklärte der Kreisrat Walter Rachle (Sennfeld). Auch er kritisierte Weisgerber, „die grün erscheinen will, aber immer noch die alte schwarze Beton- und Asphaltpolitik betreibt“.

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