Das Nein von CSU, Freien Wählern und AfD im Umweltausschuss des Landtags am 7. Juli zu der von den Landtags-Grünen geforderten Datenbank für Tiergesundheit war absehbar. Wenngleich sich Paul Knoblach nach wie vor wundert, weil die zuständige Ministerin Michaela Kaniber genau eine solche Datenbank im August 2020 für Ende 2021 angekündigt hatte.
Knoblach war der Auslöser für den Antrag der Landtags-Grünen. Der Biolandwirt hatte nach dem Besuch der Tierkörperbeseitigungsanlage Walsdorf bei Bamberg von der Staatsregierung wissen wollen, wie viele Nutztiere in Bayern in den insgesamt sechs bayerischen Tierkörperbeseitigungsanstalten landen. Die vom Umweltministerium gemeldeten Zahlen hat Knoblach dann den Schlachtzahlen gegenübergestellt mit dem Ergebnis, dass jedes fünfte Nutztier bereits vor der Schlachtung verendet.
Seine Berechnung und die darauffolgende scharfe Kritik des Bauernverbands sorgte für ein beachtliches Medienecho und war für das Bayerische Fernsehen Anlass für einen Filmbeitrag. Ein Team der Sendung „quer“ begleitete den Abgeordneten am 7. Juli von seinem Büro auf der Praterinsel in den Umweltausschuss, filmte auch während der Sitzung und befragte den Abgeordneten nach der Abstimmung im Maximilianeum. Der Beitrag ist in der Mediathek abrufbar: Nutzvieh – Stirbt jedes fünfte Tier vor der Schlachtung? | Sendung quer vom 07.07.2022 im Bayerischen Rundfunk.
Am Tag vor der Sitzung im Umweltausschuss hatte der CSU-Agrarsprecher Martin Schöffel Knoblach vorgeworfen, Statistiken bewusst verfälscht zu haben, „um unsere Landwirte pauschal zu verdächtigen“, weshalb Knoblach „im Landwirtschaftsausschuss absolut fehl am Platz“ sei. Dass die Debatte zur Tiergesundheitsdatenbank im Umweltausschuss dann sachlich blieb und auch die ungewöhnliche Rückzugsforderung von Schöffel keine Rolle spielte, hatte mit CSU-Berichterstatterin Petra Loibl und dem auch auf Populismus-Vorwürfe im Ausschuss etwa vom früheren CSU-Innenstaatssekretär Gerhard Eck gelassen reagierenden Grünen MdL Knoblach zu tun.
Knoblach sah auch im Ausschuss Bayern in der Pflicht, bestehende Daten von Schlachthöfen, Tierkörperbeseitigungsanstalten und aus der Tierhaltung zusammenzuführen, um ein Frühwarnsystem zu etablieren. Als Beispiel nannte er den bundesweit beachteten Allgäuer Tierskandal. „Mit einer Datenbank wäre es nicht so weit gekommen“, konstatierte der MdL. In der Tierhaltung und Fleischproduktion würden zwar bereits zahlreiche Daten erfasst, aber nicht im Sinn eines vorbeugenden Tierschutzes genutzt. Knoblach forderte deshalb eine Zusammenfassung Daten amtlicher Untersuchungen an Schlachttieren, der Tierkörperbeseitigungsanstalten, aus Lebensmittel- und Tierschutzkontrollen, der Anzahl antibiotischer Behandlungen, Mortalitätsraten und Leistungsdaten der Tierbestände.
Loibl zeigte sich aufgeschlossen, verwies aber auf die fehlende Rechtsgrundlage vom Bund. Knoblach sah und sieht das anders und erklärt: „Bayern könnte eine solche Datenbank selbst einrichten“. Der MdL hofft nun, dass durch seinen abgelehnten Antrag dennoch Bewegung in die Sache kommt. „Tiere dürfen nicht zu reinen Produktionsgütern werden“, weshalb er sich weiterhin für einen respektvollen Umgang mit den landwirtschaftlichen Tieren mit ausreichend Bewegung, ausreichend Platz, weichen Liegeflächen und artgerechtem Futter stark machen werde.