Unterfranken – Als „unverbindliche Beruhigungspille“ bewerten die unterfränkischen Landtagsabgeordneten Kerstin Celina, Paul Knoblach und Patrick Friedl die Antwort der Staatsregierung auf ihre Anfrage zu den Ungereimtheiten bei der Grundwasserentnahme in der fruchtbaren, aber wasserarmen Bergtheimer Mulde. „Statt der von so vielen Menschen erwarteten Stringenz spielen die Verantwortlichen weiter auf Zeit. Es geht hier ums Grundwasser und das ist unsere unersetzbare Lebensrundlage.“, bedauert der Schweinfurter Abgeordnete Knoblach, selbst Ökolandwirt. Ins gleiche Horn bläst seine Landtagskollegin Celina: „Das ist eine seit Jahren bekannte Misere, weshalb es höchste Zeit wird endlich zu handeln. Wasserdiebstahl ist kein Kavaliersdelikt“. Und Patrick Friedl ergänzt: „Wir brauchen einen umfassenden Grundwasserschutz und müssen möglichst Oberflächenwasser und Brauchwasser speichern und nutzen.“
Initiativ wurden die Grünen Abgeordneten nach Medienberichten über die rückwärtslaufende Wasseruhr eines Brunnens in Bergtheim im Landkreis Würzburg. Die Uhr zeigte zwei Tage nach Ablesen am 19. August 1,8 Millionen Liter Wasser weniger an. Der Betreiber des Brunnens hatte laut Medien als Ursache einen fehlgestellten Schieber genannt. Mittlerweile sind durch Recherchen der Main Post und der Umweltorganisation „Wasser am Limit“ weitere vermutlich illegale Wasserentnahmen bekannt geworden.
In der von Umweltminister Thorsten Glauber unterzeichneten Antwort auf den umfassenden Fragenkatalog wird dennoch „großteils um den heißen Brei geredet“, so Knoblach. Trotz konkreter Fragestellung gab es immer unter Hinweis auf die noch laufenden Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Polizei keine oder nur ausweichende Antworten. Beispielsweise auf die Frage, ob die Staatsregierung angesichts der Vorfälle den Einbau manipulationssicherer Wasserzähleinrichtungen mit behördlicher Fernauslesemöglichkeit plant. Für die Grünen Abgeordneten ist das ein Muss: „Wasseruhren müssen als Grundlage für die Kontrollen geeicht und verplombt sein – vergleichbar mit dem häuslichen Trinkwassernetz“.
Alle Menschen in der Bergtheimer Mulde wünschten sich zu Recht endlich Versorgungssicherheit: Die Landwirtschaftsbetriebe, die aufgrund ihrer Fruchtfolgen weitestgehend auf die Bewässerung ihrer Kulturen verzichten können, die Betriebe, die Sonderkulturen mit hohem Wasserbedarf anbauen und die Menschen außerhalb der Landwirtschaft. Mit unangemeldeten Kontrollen, Vor-Ort-Präsenz und Aufklärung würden immer wieder aufkommende Gerüchte und Anfeindungen bis hin zur Kriminalisierung enden und ein gegenseitiges Vertrauen entstehen. Von der Staatsanwaltschaft fordern die Grünen deshalb zeitnahe Ergebnisse, von der Staatsregierung eine bayernweite Reaktion, weil „es Wasserdiebstahl sicher nicht nur im Raum Würzburg gibt. Um eine bestmögliche Kontrolle zu garantieren, wird mehr Personal nötig sein.“
Dies bestätigt auch das Ergebnis einer Anfrage der Grünen zu ungenehmigten Grundwasser-Entnahmen. So sind allein in Unterfranken ungenehmigte Entnahmen von über 2 Millionen Kubikmetern in nur fünf Jahren aktenkundig. „Das macht den dringenden Handlungsbedarf bei Personal, Ausstattung und Kontrolldichte bei Wasserwirtschaft und Regierung deutlich“, so Celina, Knoblach und Friedl.
Die angesprochenen Schriftlichen Anfragen inklusive Antworten der Staatsregierung können Sie hier einsehen: