Herbsttagung der LAG Fleischhygiene und Tierschutz Bayern

MdL Paul Knoblach während seines Grußworts auf der LAG-Tagung Fleischhygiene und Tierschutz Bayern
MdL Paul Knoblach während seines Grußworts auf der LAG-Tagung Fleischhygiene und Tierschutz Bayern

Am 13. und 14. Óktober 2022 fand in Vilshofen die 140. Fortbildungstagung der Landesarbeitsgemeinschaft Fleischhygiene und Tierschutz Bayern in Kooperation mit der Akademie für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (AGL) und der Bayerischen Landestierärztekammer (BLTK) statt. Geladen waren Amtstierärzt*innen und amtliche Tierärzt*innen aus Bayern. MdL Paul Knoblach war vor Ort und im intensiven Austausch mit den anwesenden Tierärztinnen und Tierärzten und durfte ein Grußwort sprechen.

Grußwort

Sehr geehrte Damen und Herren,
es freut mich, dass ich auch dieses Jahr wieder ein Grußwort bei ihrer Tagung sprechen zu dürfen.
Als Sprecher für Tierwohl Grünen Landtagsfraktion blicke ich jetzt schon auf einige Jahre engagierte und intensive Zusammenarbeit mit der LAG zurück. Ich kann sagen: jeder Besuch, jeder Austausch, jedes Telefonat haben mich in meiner parlamentarischen Arbeit unterstützt. Ein herzliches Danke hierfür.

Rückblickend auf das letzte Jahr sind wieder einige Initiativen und Anträge entstanden, die den Fokus auf das Tierwohl der Nutztiere in Bayern gelegt haben. Wir haben die Forderung nach einer verpflichtenden Tiergesundheitsdatenbank erneuert. Ministerin Kanibers Einführung einer freiwilligen Datenbank ist bisher misslungen. Ich bin weiterhin der Meinung, dass die zentrale Zusammenführung der wichtigsten Gesundheitsdaten und die Nutzbarmachung für Amtsveterinäre ein unfassbar wichtiges Instrument zur Beurteilung der Gesundheit der Tiere ist. Die Datenbank würde es ermöglichen, Problembetriebe frühzeitig zu identifizieren und aktiv auf Betriebe zuzugehen. Mein Besuch in der Tierkörperbeseitigung in Walsdorf Ende Mai hat mir gezeigt: Bereits jetzt engagieren sich Veterinäre im hohen Maße, auffällige Falltiere zu identifizieren und Rückschlüsse auf die Haltungsbetriebe zu ziehen. In der Praxis bedeutet dies körperlich anstrengende Arbeit bis spät in die Nacht. Es folgt ein langwieriges Prozedere bis ein finaler Bericht an das für den Betrieb zuständige Veterinäramt geschickt werden kann. Unter Umständen kann dieses Amt also erst nach Monaten tätig werden – ein Zeitraum in dem schon vieles für das Wohl der Tiere hätte passieren müssen. Ich bedanke für jede*n Veterinär*in die bereits jetzt so engagiert in der Tierkörperbeseitigungsanstalten arbeiten und zeigen: Es geht.
Ich hoffe, wir können Ihnen diese Arbeit bald erleichtern. Ich werde die Forderung nach der Tiergesundheitsdatenbank weiterhin aufrecht erhalten – denn es gibt kaum einfachere Instrumente, den Tierschutz in Bayern zu verbessern.

Fast gleichzeitig zu meinem Besuch in Walsdorf bekam ich eine Antwort aus dem Umweltministerium auf eine Anfrage zu den Falltierzahlen in Bayern. Zuerst konnte ich selbst kaum glauben, dass das Ministerium uns hier die richtigen Zahlen geliefert hatte. So enorm hoch waren die Zahlen. Entsprechend groß war der mediale Aufschrei: wir hatten die Zahlen in den Vergleich gesetzt zu den Schlachtzahlen in Bayern. Das Ergebnis: fast jedes 5. Tier in Bayern verendet bevor es in Schlachtung kommt. Dem bundesweiten medialen Echo folgte große Kritik und einige unsachliche Diskussionen. Gleichzeitig auch die Rückmeldung aus einem viehhaltenden Betrieb: danke, dass Sie es ansprechen. Ein Großteil der zugekauften Kälber verendet – trotz fachlich richtiger Betreuung, Zuwendungen jeglicher Form aber auch dem massivem Einsatz von Antibiotika. Machen Sie bitte weiter darauf aufmerksam, darum wurde ich gebeten. Kritische Rückmeldungen zeigen oft genug, dass man auf einen Fehler gestoßen ist. Die Argumentation, die hohe Zahl der Falltiere ergebe sich nur aus Ferkeln ist schlichtweg nicht haltbar.
Und hier möchte ich hinzufügen: auch jedes verendete Ferkel ist ein Zeichen, dass in unserer Tierhaltung etwas falsch läuft. Zu große Würfe, falsche Zuchtziele und die knallharte Kalkulation führen dazu, dass Jungtiere im Abfall landen. Eine ethisch vertretbare Tierhaltung stelle ich mir anders vor.
Ein Sprung einige Monate nach vorne: Prozessauftakt in Bad Grönenbach. Ein Betrieb der eindrücklich gezeigt hat, dass wir dringend aufholen müssen beim Tierschutz. Und auch bei der Ahndung von Vergehen. Unter anderem belegen dies auch Rechtsgutachten: der Vollzug des Tierschutzgesetz ist mangelhaft. Die Ursachen hierfür sind unterschiedlich: wenig Wissen an den Staatsanwaltschaften, nicht haltbare Beweisführung , ungeschulte Polizist*innen und letztlich anscheinend wenig Interesse, hier mehr Wissen zu vermitteln. Deshalb suche ich aktuell den Austausch mit den beteiligten Akteur*innen um hier etwas zu bewegen.

Schlussendlich möchte ich sagen: im letzten Jahr haben sich angesichts des Angriffskrieges gegen die Ukraine in Deutschland viele Gefüge verschoben. Man diskutiert wieder über Themen wie Selbstversorgung und Ernährungssicherheit und merkt, wie anfällig unsere Wirtschaftskreisläufe sind. Systemfehler, die uns lange bekannt waren, fallen nun allen auf. Ich möchte hier noch einen Punkt sagen: auch angesichts steigender Preise und zögerlichem Verhalten der Verbraucher*innen gegenüber Fleischprodukten aus den hohen Haltungsstufen erhalten wir unsere Forderungen zur Verbesserung des Tierwohls aufrecht. Es gibt keinen vernünftigen Grund jetzt wieder Rückschritte zu machen. Ich danke nochmals herzlich für die Einladung und ihre anhaltende Unterstützung unsere gemeinsamen Forderung anzuschieben. Bleiben sie bitte weiterhin so beständig und schieben Sie uns Politiker*innen an, Ihr Fachwissen ist für uns unersetzlich.

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