MdL Paul Knoblach nennt Stolpersteinverlegung wegen zunehmender Gewalt gegen Juden enorm wichtig
„Ohne Erinnerung gibt es keine Zukunft. An die Familie Rosenthal, die ermordet wurde, weil sie Juden waren, wird jetzt bleibend erinnert“. Mit diesen Worten kommentiert der Schweinfurter Abgeordnete Paul Knoblach die in Haßfurt für die Rosenthals verlegten Stolpersteine. Das Mitglied der Grünen Landtagsfraktion maß der „beeindruckenden Veranstaltung“ am Pfingstmontag gerade wegen der wieder zunehmenden Gewalt gegen Juden die große Bedeutung bei.
Knoblach erinnerte in diesem Zusammenhang auch an die bedauerliche Ansiedlung der rechtsextreme Kleinstpartei Dritter Weg in Schweinfurt, deren Grundausrichtung Antisemitismus, Rassismus und eine an den historischen Nationalsozialismus angelehnte Gesellschaftsordnung ist. Einmal mehr forderte Knoblach den Vermieter auf, das Mietverhältnis mit den Nazis sofort zu beenden.
Selma Rosenthal, geborene Lonnerstädter, kam 1885 in Haßfurt zur Welt. Ihr Ehemann Jonas Rosenthal wurde 1879 im österreichischen Ort Baden bei Wien geboren. Die Eheleute und ihre fünf Kinder lebten in Haßfurt. Selma und Jonas Rosenthal und die Kinder Cäcilie, Karoline und Therese, damals 20, 19 und 13 Jahre alt, wurden am 25. April 1942 von Würzburg aus nach Krasniczyn im Osten Polens deportiert. Der Transport war der dritte und mit 852 Juden der zahlenmäßig größte Transport aus Mainfranken in die Vernichtung. Alle Menschen dieses Transports wurden ermordet, ob am gleichen Tag oder später, ob im Lager oder außerhalb, ist nicht bekannt, weshalb als Todesort in Veröffentlichungen der Raum Lublin genannt wird.
Zwei Kinder, der 1914 erstgeborene und einzige Sohn Hermann, und Friedel, die älteste der vier Töchter, überlebten. Hermann wurde in der Pogromnacht am 9. November 1938 verhaftet und kam ins Konzentrationslager Buchenwald. Nach seiner Entlassung flüchtete er nach England, wo er 1988 starb. Den Krieg erlebte er als britischer Unteroffizier auch in Deutschland, wo er 1945 auch nach seinen Eltern und Geschwistern suchte. Sie alle waren aber bereits ermordet worden. Die 1915 geborene Friedel besuchte wie ihr Bruder die Haßfurter Realschule. Sie emigrierte 1936, damals 21-jährig, allein nach Palästina, heiratete. Sie starb 2012.
Vor dem einstigen Anwesen in der Hauptstraße 23 verlegte Günther Demnig neben den fünf Stolpersteinen für die ermordeten Familienmitglieder auch zwei Steine zur Erinnerung an Hermann und Friedel Rosenthal, die den Holocaust überlebt haben. Initiiert hatte die Verlegung der Verein Stolpersteine Haßberge. Zur Feier waren Hermann Rosenthals Sohn Meir und dessen Frau Bina aus England gekommen. Knoblach abschließend: „Die Schicksalsberichte von drei jungen Gymnasiast*innen, die Gebete und Gesänge der Rabbinerin gingen unter die Haut“.