Die Aktivierung stillgelegter Bahnstrecken hat bei den Grünen höchste Priorität. Um auf die darin liegenden enormen Potentiale aufmerksam zu machen, hat die Fraktion der Landtagsgrünen mit ihrem „Chef“ Ludwig Hartmann an der Spitze nach Sonderfahrten beispielsweise mit der Fuchstalbahn (von Landsberg nach Schongau) oder der Hesselbergbahn (Nördlingen nach Gunzenhausen) vor wenigen Tagen zu einer Fahrt mit der Mainschleifenbahn eingeladen. Dabei forderten die drei unterfränkischen Abgeordneten Kerstin Celina (Kürnach), Patrick Friedl (Würzburg) und Paul Knoblach aus Schweinfurt neben der möglichst raschen Inbetriebnahme der Bahnstrecke zwischen Seligenstadt und Volkach-Astheim auch die Wiederbelebung der Steigerwaldbahn zwischen Schweinfurt und Kitzingen. „Die ökologische Mobilitätswende erreichen wir nur mit mehr Bahnverbindungen, nicht mit weniger“, erklärte Knoblach.
Die Fahrt mit dem voll besetzten Schienenbus und Steuerwagen dauerte wegen zahlreicher Zwischenstopps nicht die durchaus machbare Fahrzeit von 28 Minuten. Die Pausen in Prosselsheim und am Mainschleifen-Aussichtspunkt Escherndorf-Vogelsburg nutzten die Grünen zu politischen Statements. Fraktionschef Hartmann zollte dabei zuvorderst den Akteuren des Fördervereins Mainschleifenbahn seinen Respekt. Sie hätten sich schon in den 1990er Jahren für den Erhalt der Bahnstrecke eingesetzt. Ihre Weitsicht beweise, dass „die Menschen in Bayern in vielen Bereichen weiter sind als die Staatsregierung“.
Der verkehrspolitische Sprecher Markus Bücher nannte die Reaktivierung von Bahnstrecken aktiven Klimaschutz und eine soziale und zugleich kostengünstige Möglichkeit zur Förderung des ÖPNV. „Mobilität bedeutet Teilhabe, Freiheit und ist wichtig für den Zusammenhalt der Gesellschaft“, so Büchler. Bahnbetrieb nach Volkach oder Gerolzhofen und Kitzingen sorgt, so Patrick Friedl, für die so wichtige Anbindung des ländlichen Raums an die großen Netze, wobei er insbesondere die Studierenden in Würzburg und Schweinfurt im Auge hatte.
Unterwegs sprach auch der stellvertretende Landrat und grüne Geo-Net-Chef Thomas Vizl zu den Fahrgästen, unter denen auch zahlreiche Vertreter*innen von Verbänden und Initiativen auszumachen waren. Die Grünen im Bayerischen Landtag wollen 19 derzeit noch still liegende Bahnstrecken in Bayern wie die Mainschleifenbahn, aber auch die Steigerwaldbahn für den öffentlichen Personennahverkehr reaktivieren. Ziel ist ein attraktives Angebot mindestens im Stundentakt auch in allen diesen vornehmlich ländlichen Räumen und das mit modernen Fahrzeugen.
„Die Bahn ist das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs und ein wichtiger Schlüssel, um die Klimaziele Bayerns zu erreichen“, konstatierte Knoblach. Der Schweinfurter Abgeordnete kritisierte einmal mehr das „1000er-Kriterium“, wonach 1000 Fahrgäste 1000 Streckenkilometer pro Kilometer betriebener Strecke täglich auf der Strecke zurücklegen müssen. Es sei das Haupthindernis bei der so dringend nötigen Eröffnung der Bahnstrecke zwischen Schweinfurt und Kitzingen und müsse weg. Knoblach: „Wo Schienen liegen müssen auch Züge fahren“. Der Schweinfurter Abgeordnete will auch die „gute Idee“ des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) und Fördervereins Steigerwald-Express unterstützen, die vorgeschlagen haben, während der anstehenden Neubauten der Maxbrücke und der Hahnenhügelbrücke in Schweinfurt die vorhandene Eisenbahnbrücke über den Main für einen Zug-Pendelverkehr zu nutzen. Damit werde ab Abbruch der Brücken eine mutmaßlich katastrophale Verkehrssituation entzerrt. Der Abschnitt der Bahnstrecke vom Hauptbahnhof Schweinfurt bis zur Sennfelder Kreuzung wird nach wie für
den Güterverkehr genutzt. „Das sollte auch für den Personenverkehr bei Einrichtung von Park und Ride-Plätzen und Zubringerdiensten durch Busse auf der Südseite des Mains möglich sein“, sagt auch Knoblach.
Die Kernforderungen der Landtags-Grünen zur Wiederbelebung von Bahnstrecken im Überblick
Wir wollen Bahnstrecken in Bayern wie die Mainschleifenbahn für den Personennahverkehr reaktivieren und laufende Reaktivierungen beschleunigen.
- Dafür müssen die Reaktivierungskriterien überarbeitet werden. Hierzu zählt vor allem das „1000er-Kriterium“. Wir Grünen wollen diese Verhinderungskriterien beseitigen und sinnvolle Kriterien erarbeiten wie in Baden-Württemberg oder Hessen.
- Wir fordern finanzielle Unterstützung vom Bund für die Instandsetzung der Schieneninfrastruktur. Dort wo die Bezuschussung des Bundes nicht greift muss der Freistaat Engagement zeigen.
- Neben den Strecken, die Schieneninfrastruktur benötigen, gibt es Strecken, die schnell und einfach zu reaktivieren wären. Insgesamt wollen wir Grüne 19 derzeit noch stillgelegte Bahnstrecken reaktiveren, darunter die Mainschleifenbahn und die Steigerwaldbahn. Sie sollten so schnell wie möglich in Betrieb gehen.