Der Grüne MdL lud Gemeinderäte zu einer Informationsveranstaltung mit Vertretern von Tennet und TransnetBW am Konverterstandort ein
Gegenüber dem künftigen Konverterstandort in Bergrheinfeld stehen Schilder, die Mitarbeitern von Tennet und Transnet BW den Zutritt des Ackers verbieten. Bei der vom grünen Landtagsabgeordneten Paul Knoblach organisierten Informationsveranstaltung werden die Verbotstafeln aber nicht thematisiert. Auch die Klage der Bürgerinitiative Bergrheinfeld gegen den Bau der Konverterhallen spielt nur eine kleine Nebenrolle.
Eingeladen hat der MdL aus Garstadt die politisch Verantwortlichen aus Werneck und Bergrheinfeld. Sein Angebot zum Austausch mit den Suedlink-Verantwortlichen – wie sich zeigen sollte auch zu vielen von Bürgern gestellten Fragen – nutzten Gemeinderäte aus beiden Orten von SPD, den Grünen und Freien Wählern und Hans Spahn, dritter Bürgermeister aus Werneck.
Aller Störfeuer zum Trotz sind sich die Suedlink-Verantwortlichen darin einig, dass „Ende 2028 Energiefluss ist“, wie es der extra zum Termin angereiste Suedlink-Gesamtprojektleiter Stefan Mirschel formulierte. Sprich: Die Konverterstation in Bergrheinfeld ist dann einsatzbereit, die Leitungen liegen und die letzten drei oberirdischen Masten sind gebaut, die die Leitungen vom Konverter zum Umspannwerk am östlichen Rand des Klimawaldes vorbeiführen.
Tennet-Energiereferent Dr. Andreas Schieder räumte ein, dass das Zieldatum Ende 2028 „ambitioniert ist“. Aus Sorge um den Wirtschaftsstandort Deutschland sei der Druck gleichwohl enorm, aufgrund der großen Unterstützung der Ampelregierung in Berlin und jetzt auch der Bayerischen Staatsregierung mit Beschleunigungsmaßnahmen und etlichen neu geschaffenen Stellen auch bei der Regierung von Unterfranken gehe es aber voran und macht das Zieldatum realistisch.
Seit Juni finden auf dem Areal neben dem ehemaligen Felsenhof archäologische Sondierungen statt. Mit der erfolgten ersten Teilgenehmigung der Bezirksregierung für den Bau der Konverterstation durfte der Stromnetzbetreiber Tennet diese vorbereitenden Arbeiten beginnen. Wenn auch noch nicht auf den gesamten zehn Hektar, weil es einige Feldlerchenreviere gibt. Bis August dauert deren Schonzeit, dann wird auch dort gegraben, berichtet Transnet-Pressesprecher Chris Göpfert. Diese erste Teilgenehmigung beinhaltet auch Kampfmitteluntersuchungen, die zum Teil bereits erfolgt sind. Göpfert rechnet damit, dass Ende 2023 der Antrag auf Planfeststellung gestellt wird, 2024 die zweite Teilgenehmigung erfolgt, um Anfang 2025 mit dem eigentliche Leitungsbau zu starten.
Warum ein so mächtiger Bauzaun? „Baustellensicherung ist zur Vermeidung von Unfällen Standard bei uns“, antwortet Mirschel. Die Videoüberwachung ist auf die Baustelle beschränkt, wer sich im Umfeld bewegt, wie etwa passierende Radfahrer, wird nicht erfasst, erläutert Tennet-Bürgerreferent Thomas Wagner.
Den Auftrag für den Bau der beiden Konverterhallen hat Tennet bereits an die Firma Hitachi Energy als Generalunternehmer vergeben. Die Größe der Hallen hängt von der Frage ab, welchen Platz die Technik benötigt. Man kann aber davon ausgehen, dass die Hallen für den Plus- und für den Minus-Pol jeweils zwischen 15 und 20 Metern hoch, in etwa 100 Meter lang und 50 Meter breit sind.
Ist Fotovoltaik auf den Dächern denkbar? Laut Stefan Mirschel werde hausintern darüber diskutiert, ob das angesichts der Brandlast verantwortbar ist. Die Frage ist also noch offen. Gibt es Ausgleichsflächen? Ja, geplant ist laut Wagner eine große Fallobstwiese neben dem Felsenhof. Die einfachste Lösung, das anfallende Oberflächenwasser in die Wern bei Ettleben zu leiten, scheitert an der Flurbereinigung, bedauerte Wagner. Denkbar wäre angesichts der Trockenheit als Alternative eine Nutzungsmöglichkeit für Landwirte zu schaffen.
Das 500 Millionen Euro teure Bauprojekt des Netzbetreibers Tennet ist eine wichtige Schnittstelle für die geplante Gleichstrom-Trasse Suedlink. Die Aufgabe des Konverters ist, den ankommenden (Wind-)Strom aus dem Norden in Wechselstrom umzuwandeln. Erst dann kann der Strom in das regionale und örtliche Netz eingespeist werden. Die Trasse kommt von Thüringen via Mellrichstadt nach Bayern, geht dann in etwa entlang der A 71 unter anderem bis Bergrheinfeld.
Unter ausdrücklichem Hinweis auf das jedem offenstehende Klagerecht drückte Knoblach am Ende dennoch seine Hoffnung aus, dass das Projekt durch die klagende Bürgerinitiative Bergrheinfeld „nicht in eine weitere Verlängerung geht“. Die Stromleitung aus dem Norden nannte Knoblach auch wegen der Versäumnisse der Staatsregierung etwa bei der Windkraft nötig. „Ab 2029 endlich gesicherte Stromversorgung der bayerischen Industriezentren von Schweinfurt bis Burghausen“, so Knoblach, der hofft, dass die Konzerne durchhalten und keine Standortentscheidungen gegen Bayern treffen. Zur Klage der BI merkte Mirschel an: „Ich glaube fest an unseren Rechtsstaat und dass unsere Richter hier auch Licht und Wärme wollen“.