Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung – Tierwohl voranstellen
München – „Die Haltungsbedingungen von Millionen Muttersauen in ganz Deutschland sind erbärmlich“, erklärt der Sprecher für Tierwohl der Landtags-Grünen, Paul Knoblach, angesichts der abgesagten Diskussion um eine Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung im Bundesrat am Freitag, 5. Juni 2020. „Die Tierschutz-Nutztierhaltungsordnung muss geändert, die Fixierung der Muttersauen umgehend beendet und die Übergangsfrist von 17 Jahren bei der Umstellung deutlich verkürzt werden.“
Eigentlich sollte im Bundesrat am Freitag, 5. Juni, das von Nordrhein-Westfalen vorgelegte Kompromisspapier zum Kastenstand diskutiert werden. Damit hätte aber das im Magdeburger Urteil festgelegte ungehinderte Ausstrecken zum Teil erst in acht Jahren gegolten. „Hier bleibt das Tierwohl auf der Strecke“, so Paul Knoblach: „Schweine sollen sich ungehindert bewegen, umdrehen und ausstrecken können. Zu einer tiergerechten Schweinehaltung gehört dazu noch sehr viel mehr: Stroheinstreu, Beschäftigungsmaterial, frische Luft und ein Verzicht auf Vollspaltenböden, Kastration und Schwänze kupieren.“
Paul Knoblach zeigt sich erleichtert, dass das für heute im Bundesrat angekündigte Kompromisspapier zur Sauenhaltung im Kastenstand von der Tagesordnung genommen wurde: „Denn in dem Papier wurden nach wie vor viel zu lange Übergangsfristen festgeschrieben, die den dringenden und durch das Magdeburger Kastenstandurteil auch gerichtlich geforderten Umbau in der Sauenhaltung unnötig verzögert hätten. Damit steigen die Chancen für eine bessere Lösung, so Paul Knoblach, gleichwohl besteht dringender Handlungsbedarf, das zeigt sich auch daran, dass die zeitnahe Umsetzung des Kastenstandurteils auch über das Konjunkturpaket gefordert wird.
Die agrarpolitische Sprecherin Gisela Sengl verweist auf Sachsen-Anhalt: „Da zeigt sich, dass es möglich ist, mit dem Umbau sofort zu beginnen. Ziel ist es, Sauen in Gruppen zu halten, ohne jede auch noch so kurze Einzelfixierung.“ Zudem müsse die Landwirtschaft umgestellt werden. „Wir brauchen eine nachhaltige bayerische Schweinehaltung. Da muss das CSU-Landwirtschaftsministerium endlich in die Gänge kommen und Mittel und Wege finden, um Beratung und Förderung dahingehend zu gestalten.“