Als Tierwohlsprecher seiner Partei ist Paul Knoblach viel im Bayernland unterwegs. Seine jüngste – wie immer – Bahn-Tour führte den Schweinfurter Abgeordneten der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen in den Süden zum Zuchtverband für Oberbayerisches Alpenfleckvieh Miesbach. Kernthema war – naheliegend – die Zucht, aber auch die Tiertransporte ins Ausland kamen zur Sprache. Knoblach zur Seite stand der Grüne Direktkandidat für die Landtagswahlen im Oktober, Gerhard Waas aus Schliersee.
Knoblach sucht vor allem seit den bekannt gewordenen fragwürdigen Transporten in Drittländer intensiv nach Lösungen, damit die Tierschutzrechte „eben nicht mehr mit Füßen getreten werden“. Das Tierwohl ist nach Aussagen des Geschäftsführers Josef Günthner aber auch dem Miesbacher Zuchtverband wichtig. „Wenn ein Vieh irgendwo ankommt und es passt dort nicht, ist das nicht in unserem Sinn“, erklärte dazu Vorsitzender Johann Rauchenberger (Lenggries).
Der Miesbacher Zuchtverband ist einer der ältesten Fleckviehzuchtverbände Bayerns, verfügt aber mit der 2014 am Ortsrand von Miesbach neu gebauten Oberlandhalle über eine moderne Zentrale. Mittelpunkt ist eine Versteigerungshalle, die einer Sportarena gleicht: Steile Sitztribünen und in der Mitte die Schaufläche, auf der die Tiere den potenziellen Käufern präsentiert werden. Der Zuchtverband setzt sich aus acht Viehzuchtgenossenschaften zusammen: Bad Aibling, Bad Tölz, München, Rosenheim, Tegernsee, Wasserburg, Wolfratshausen und Miesbach. Aktuell halten die über 1347 landwirtschaftlichen Mitgliedsbetriebe rund 59000 Kühe. In der Oberlandhalle werden vom Zuchtverband jährlich 14 Großvieh- und 52 Kälbermärkte durchgeführt.
Auch der Zweckverband exportiert Zuchtvieh und Kälber. „Wir müssen auch Geld verdienen“, sagt Vorsitzender Rauchenberger dazu. Darum kümmert sich die Fleckvieh Export Miesbach GmbH, eine Tochterfirma des Zuchtverbands. Sie organisiert den Transport und die komplette Abwicklung in die verschiedensten Länder der Welt bis zum Betrieb des Abnehmers und das laut Homepage nach den neuesten EU-Bestimmungen.
Knoblach verdeutlichte beim Ortstermin unter Hinweis auf die Skandal-Exporte, dass Tiertransporte aus EU-Ländern auch in Drittstaaten weiterhin dem Europäischen Tierschutzrecht unterliegen. Es gebe allerdings haufenweise Belege für grobe Verstöße. In vielen Fällen werde die Höchstdauer der Transporte um viele Stunden überschritten, zu oft seien die Nachweise über Ablade-und Versorgungsstationen längs der Routen fingiert. Knoblach: „Unsere Tiere hier in Bayern sind sehr gut an Klima und Futter angepasst“, entsprechend gut seien ihre Milch-und Fleischleistungen.
Völlig anders sei das aber in Asien, in Afrika oder im arabischen Raum. Es sei wissenschaftlich belegt, dass es den Tieren dort zu heiß ist, die Rinder nicht das Futter erhalten, das sie gewohnt seien und brauchten. „Darunter leiden die Tiere, erkranken, geben in der Folge weniger Milch und werden deshalb meistens nach dem ersten oder zweiten Kalb geschlachtet“. Knoblach bedauerte, dass die Verbandsvertreter das nicht genauso so sehen, von lediglich einigen schwarzen Schafen reden und am Export der „sehr gefragten bayerischen Kühe“ festhalten.
Bestätigt haben die Verbandsvertreter ein vom Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten den Bayerischen Rinderzuchtverbänden unterbreitetes 8-Millionen-Euro-Angebot für den Fall eines Verzichts auf die Transporte von als Zuchtvieh deklarierten trächtigen Jungkühen in Drittstaaten. Aus wirtschaftlichen Gründen haben die Zuchtverbände allerdings abgesagt, weil sie mit den Exporten mehr verdienen. Aus ganz Bayern werden jährlich rund 20.000 Rinder teilweise direkt, teilweise über Zwischenstationen in andere EU-Länder exportiert. Hätten die Verbände das Regierungs-Angebot angenommen, wären das 2000 Euro pro Rind gewesen. Angebot und Absage waren bisher nur Insidern bekannt.
Erfreut hat der Abgeordnete gleichwohl zur Kenntnis genommen, dass die neue Regelung – Kälber müssen mindestens 28 Tagen alt sein, bevor sie transportiert werden dürfen – für die Betriebe kein Problem sei und bereits gehandhabt werde. Die Behauptung allerdings, dass alle Kälber hätten auf Langzeittransporten immer Zugang zu Futter- und Tränkeeinrichtungen, „trifft nicht zu“, so Knoblach. Es sei außerdem bekannt, dass in ganz Süddeutschland nur ein einziger Spezialtransporter zur Verfügung stehe. „Die uns bekannten Transportzahlen sind damit nicht abzudecken, sagt Knoblach. Aus wissenschaftlicher Sicht reiche es auch nicht, Elektrolytlösungen zu vertränken, „denn es muss Milch sein“, so der noch praktizierende Biolandwirt und frühere Tierhalter aus Schweinfurt. Fortschritte sieht Knoblach bei der Zucht und den Züchtungszielen. Grüne Ziele seien allerdings, die Haltungsbedingungen nach dem Tier auszurichten und nicht das „stallgerechte“ Tier zu schaffen.
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