GRÜNE lehnen überdimensioniertes Norma-Logistikzentrum ab

Nein wegen 33 Prozent mehr Lkw-Verkehr, zu viel Flächenfraß und zu wenig neue Arbeitsplätze pro Hektar

Gerolzhofen/Schweinfurt – Wegen 33 Prozent mehr Lkw-Fahrten, dem Verschwinden von über 11 Hektar heutigem Ackerland und vergleichsweise zu wenig neu geschaffenen Arbeitsplätzen lehnen Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen im Landkreis Schweinfurt und der Schweinfurter Landtagsabgeordnete Paul Knoblach ein Logistikzentrum der Firma Norma in Gerolzhofen – zumindest in der geplanten Dimension – ab. Das ist das Ergebnis einer mehrstündigen Video-Diskussion in dieser Woche.

Norma will ihr neues Regional- und Logistikzentrum für Unterfranken, Teile Hessens, Ober- und Mittelfrankens an der Straße zwischen Gerolzhofen und Alitzheim errichten, von wo aus rund 150 Märkte zwischen Fulda, Aschaffenburg, Bad Windsheim, Erlangen und Bayreuth beliefert werden sollen. Derzeit sind auf der B286 zwischen Alitzheim und Gerolzhofen schon täglich rund 940 Lkw unterwegs. Nach Angaben von Norma werden bis zu 170 Lastkraftwagen täglich das Logistikzentrum anfahren. Da diese LKW auch wieder abfahren, werden sich die Fahrten verdoppeln. „Über 300 zusätzliche LKW-Fahrten pro Tag auf der Staatsstraße Alitzheim nach Gerolzhofen, ein Teil davon wird auch über die Nördliche Allee und Rügshöfer Straße durch Gerolzhofen fahren, das ist undenkbar für alle, die die Situation dort vor allem an der Kreuzung kennen“, sagt geo-net-Fraktionschef Thomas Vizl. „Für die Natur und die Menschen unverantwortbar“, erklärt Knoblach in der von seinem Büro verbreiteten gemeinsamen Presseerklärung.

Betroffen seien dabei zudem nicht nur die Alitzheimer und Gerolzhöfer, sondern auch die Bürger*innen andere Orte, weil die Fahrer*innen sich auf ihrem Weg auf die Autobahnen sicher auch die eine oder Abkürzung durch Orte wie etwa Weyer, Donnersdorf oder Mönchstockheim in Richtung A70 suchen. Für Knoblach ist als Folge deshalb nicht ausgeschlossen, dass dann Umgehungsstraßen gefordert werden und vielleicht sogar ein komplett vierspuriger Ausbau der B 286 ins Spiel kommt. „Der Wahnsinn wie im Bereich Schwebheim darf sich aber nicht fortsetzen, weil wieder Wiesen, Äcker und Bäume verschwänden“, warnt der Landtagsabgeordnete.

Der Flächenverbrauch von umgerechnet 15 Fußballfeldern für das Norma-Logistikzentrum ist deshalb zweiter Hauptgrund für das Nein der Grünen. „Grund und Boden ist das einzige Gut, das nicht herstell- und vermehrbar, wir müssen Grund und Boden deshalb unbedingt schützen“, sagt der MdL und Biolandwirt aus Garstadt. Die in Gerolzhofen der Landwirtschaft entzogenen 11,5 Hektar „für ein einziges Bauvorhaben wären der momentan tägliche Durchschnittswert in Bayern, das müssen wir Grünen ablehnen“, erinnert Knoblach an das 2018 von fast 50.000 Bürger*innen unterstützte Volksbegehren der Grünen.

Große Probleme haben die Grünen auch mit der vergleichsweise geringen Zahl an Arbeitsplätzen pro Hektar. Die von Norma angegebenen rund 200 Jobs wären lediglich 18 Arbeitsplätze pro Hektar, womit Norma deutlich hinter anderen Firmen allein in Gerolzhofen läge. Zur Gewerbesteuer sagen die Grünen, dass Einnahmen jeder Kommune guttun. Aber: Gewerbesteuereinnahmen durch Norma sind wegen der hohen Abschreibungen als Folge der Investitionen sicher nicht sofort, sondern erst nach Jahren zu erwarten.

Der Grünen-Kreissprecher Johannes Weiß fordert die Gerolzhöfer Stadträte der anderen Parteien auf, dem Bebauungsplan für das Gebiet und den Verkauf der Grundstücke der Stadt Gerolzhofen an Norma nicht zuzustimmen. Wegen der Dimension und Verkehrsbelastung haben andere Gemeinden im Landkreis und der Region eine Bauvoranfrage von Norma abgelehnt.

Sollte es dennoch zu einer Mehrheit für die Norma-Ansiedlung kommen, müsse deutlich flächensparender oder nach oben oder unten gebaut werden. Biolandwirt Knoblach fordert für diesen Fall („wenn unbedingt gebaut werden muss“) Ausgleichsflächen als Produktions-Integrierte-Kompensationsmaßnahme. Das heißt: Diese Flächen könnten dann auch ganz regulär unter anderem von Ökobauern genutzt werden, „dann würde der landwirtschaftliche Flächenentzug wenigstens nicht noch verdoppelt“.

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