„Wen kann ich überhaupt noch wählen?“, „Viel reden, wenig tun“, „diese Politiker*innen sind doch alle gleich“. Oft gehörte Sätze zur politischen Lage. Gefühlt und demoskopisch sinkt das Vertrauen in politische Akteure immer weiter. Und das in einer Weltlage der Multikrisen. Viele Menschen sehnen sich aber danach, politisch, wirtschaftlich oder gesellschaftlich Verantwortlichen ihr Herz auszuschütten oder einfach nur Fragen zu stellen.
Die Grünen in Bayern machen das mit ihrem Gesprächs- und Zuhörformat „Zammsetzen“ möglich. Zum Turnverein nach Oberndorf haben jetzt der Schweinfurter Landtagsabgeordnete Paul Knoblach und Fraktionsvorsitzende Katharina Schulze (München) eingeladen. Der Ort war dabei bewusst gewählt: Gemeinsam mit dem Bunten Bündnis kämpfen die Grünen schon lange gegen die Präsenz der rechtsradikalen Kleinstpartei III. Weg, die in der Oberndorfer Hauptstraße das erste und einzige Büro in Bayern betreibt.
Diese Nazis wieder loszuwerden war denn auch wenig überraschend genauso Thema wie das Erstarken der AfD. „In den vergangenen Jahrzehnten mussten wir nicht um unsere Demokratie kämpfen, sie war einfach da. Jetzt ist es so weit, dass wir kämpfen müssen,“ so Paul Knoblach. Unterstützt von den grünen Stadträten Holger Laschka und Barbara Mantel diskutierten Schulze und Knoblach zwei Stunden lang auf Augenhöhe mit den rund 40 Besuchern und Gästen aus Stadt und Landkreis. Alle zehn Minuten wechselten die Politiker an einen anderen Tisch, standen gerne Rede und Antwort, hörten sich aber insbesondere die Sorgen und Nöte an, die neben dem Ukrainekrieg oder der Schuldenbremse sehr oft mit dem Klima- und Umweltschutz zu tun hatten. Die Klimakrise schreite unaufhörlich voran, spiele aber in der öffentlichen Wahrnehmung derzeit nur eine Nebenrolle, wurde vielfach bedauert.
Fazit: Etliche Teilnehmer waren voll des Lobes. „Wenn du zuhörst, kannst du viel Neues lernen, ich habe an diesem Abend viel zugehört,“ lautete das Resümee von Paul Knoblach, der dem Vorsitzenden des TVO, Klaus Schuler, herzlich für die Überlassung der Räume dankte.
Zum Bericht der Mainpost: „Es ist anstrengend, das Lächeln zu behalten“: Was die Schweinfurter Grünen ihrer Parteichefin Katharina Schulze mitgeben