MdL Paul Knoblach fordert bei Abschaltfeier weiterhin wachsam zu sein
Am 15. April 2023 sind die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet worden: Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2. Sie sollten am 31. Dezember 2022 heruntergefahren werden. Aufgrund der Energiekrise durften die drei AKW aber bis 15. April 2023 weiterlaufen. Viele Schweinfurter Kernkraftgegner waren bei der großen Abschaltfeier in München am 15. April dabei. Die BA-BI Schweinfurt hat das Ende der Atomkraft in Deutschland am Tag darauf am 16. April mit einer Kundgebung am Wegkreuz hinter dem schon 2015 abgeschalteten Atomkraftwerk in Grafenrheinfeld gefeiert. Dort also, wo an so vielen Sonntagen Andachten stattfanden mit der immer wieder geäußerten Hoffnung, dass die Atomkraft enden möge. Dieses Ziel ist erreicht, sehr zur Freude der rund 100 zum Wegkreuz gekommenen Kernkraftgegner*Innen, darunter auch der Grüne Schweinfurter MdL Paul Knoblach.
Los ging es mit einer ökumenischen Andacht der Pfarrer Heiko Kuschel (evangelisch) und Franz Feineis (katholisch). Liedermacher und Klimaaktivist Erik Stenzel aus Nürnberg trug mit Songs zum Gelingen der Veranstaltung bei. Neben dem Vorsitzenden des Veranstalters BA-BI, Christian Schäflein, sprachen der frühere Schwebheimer Bürgermeister Hans Fischer (SPD), der ehemalige Grünen-MdB Hans Josef Fell aus Hammelburg, die Grüne Grafenrheinfelder Gemeinderätin Daniela Verne und Knoblach, der vor allem sein Unverständnis über Söders Pläne äußerte, Isar II in Landesverantwortung weiter betreiben zu wollen. Die Forderung sei scheinheilig, billigstes Wahlkampfgetöse und könne eigentlich nicht ernst genommen werden, so Knoblach unter Hinweis darauf, dass es sich um ein Bundesgesetz handelt, über dem Söder nunmal nicht stehe.
Knoblach erinnerte an den langen, oft auch frustrierenden Kampf gegen die teure, dreckige und vor allem unbeherrschbare Atomkraft. Dass jetzt Schluss sei habe man vielen zu verdanken. „Auch wir Grünen haben uns jahrzehntelang eingesetzt, ein Schritt, der zeigt: Es lohnt sich, sich einzubringen und dranzubleiben“.
Die Ampel-Regierung hole im Bereich der Erneuerbaren nach, „was unter Vorgängerregierungen viel zu lange liegen geblieben ist und der CSU in Bayern ist das bis heute völlig egal ist“. Knoblach erinnerte, dass in Deutschland heute in etwa die Hälfte des Stroms erneuerbar ist. Tendenz steigend. Mit diesem massiven Ausbau günstiger und risikoarmer Energie aus Wind und Sonne, aber auch dem Aufbau einer klimafreundlichen Wasserstoffinfrastruktur sichere man die Energieversorgung, schütze das Klima und werde unabhängig von Autokraten. „Wir legen damit auch die Grundlage für den Erhalt und die Erneuerung der wirtschaftlichen Stärke in einem klimaneutralen Deutschland“.
Dass vor allen Dingen die CSU in den letzten Wochen und Tagen wieder schreiend am Spielfeldrand stand und einen Fortbestand der Atomkraft forderte, sei nicht anders zu erwarten gewesen, konstatierte der Grüne MdL. Der Ruf nach neuen Brennstäbe zum Weiterbetrieb der letzten drei Atomkraftwerke mit dem Argument, es drohe im kommenden Winter ein Blackout, sei kompletter Unsinn, weil gerade der vergangene Winter gezeigt habe, dass die Energieversorgung in Deutschland sicher ist. „Gemessen an den Herausforderungen sind wir gut durch die vom russischen Angriffskrieg ausgelöste Energiekrise gekommen“.
All das, so Knoblach, sei nicht vom Himmel gefallen, sondern nur gemeinsam möglich gewesen: durch konsequentes Energiesparen und die richtigen politischen Entscheidungen der Ampel. Dass die hiesige CSU-Kandidatin aus dem Ex-Kernkraftort Grafenrheinfeld zuletzt von Scheinheiligkeit und Wahlkampfgetöse gesprochen hat, zeigt ihre Haltung zur Atomkraft, die längst von Wind und Sonne in den Schatten gestellt werde. Die sechs Prozent Strom, die die verbliebenen drei Atomkraftwerke noch produziert haben, konnten und vor allem können auch künftig mit anderen Komponenten problemlos ersetzt werden.
„Wir brauchen die Atomkraft also nicht und ich bin froh, dass unser aller, dass auch mein persönlicher Kampf letztendlich erfolgreich war“, sagte Knoblach. Wenngleich – und das nannte der Grüne MdL als den Wermutstropfen – „die Ewigkeitslasten aus dem AKW-Betrieb für unsere Folgegenerationen eine schwere Hypothek sind, weil die Endlagerung nicht gelöst ist und noch 30, 40 oder 50 Jahre radioaktive Abfälle in Deutschland und damit auch in Grafenrheinfeld in Gebäuden lagern, die dafür nicht konzipiert waren und nicht gebaut sind“.
Knoblach ging zuletzt auch auf eine weitere immense Gefahrenquelle ein, die nachvollziehbaren Atommülltransporte aus Würgassen. „Wir sind mit den Hinterlassenschaften des eigenen Atomkraftwerks schon genug belastet, da brauchen wir nicht auch noch fremden Atommüll, zumal uns die Vergangenheit gelehrt hat, dass es trotz vermeintlich hoher Sicherheitsstandards immer wieder zu Katastrophen kommen kann“. Die für die Zwischenlagerung zuständige Bundesbehörde BGZ und Preussen Elektra forderte Knoblach einmal mehr auf, die so oft geforderte Beteiligung der Bürger*Innen ernst zu nehmen. „Hochglanzbroschüren voller Eigenlob einmal jährlich reichen nicht“, sagte er.
Das Raus aus der Atomkraft, so Knoblach abschließend, sei deshalb leider nur der erste Schritt. „Lasst uns deshalb weiterhin wachsam bleiben und weiterkämpfen. Es wird nötig sein“. Nötig seien sichere und günstige Energien. Nichts, aber auch gar nichts davon biete der Atomstrom. Deshalb: „Das Abschalten ist richtig, und es muss für immer gelten“.