Schweinfurt – „Wenn es die Bahnhofsmission nicht gäbe, müsste sie erfunden werden“, sagte der Schweinfurter Landtagsabgeordnete Paul Knoblach nach seinem Besuch der Einrichtung am Schweinfurter Hauptbahnhof. Als regelmäßiger Bahnnutzer hat er die „so segensreiche Einrichtung“ schon an vielen Bahnhöfen wahrgenommen und sich deshalb diesen Besuch „fest vorgenommen“.
Die erste Bahnhofsmission wurde 1894 in Berlin gegründet. Deutschlandweit sind es heute über 100. Träger der 1926 ins Leben gerufenen Schweinfurter Bahnhofsmission sind der katholische Verein In Via Würzburg und das Diakonische Werk Schweinfurt. Susanne Brand ist beim Verein angestellt. Ingeborg Götz bei der Diakonie. Beide leiten gleichberechtigt die Einrichtung im hinteren Winkel des Schweinfurter Hauptbahnhofs. Angestellt sind auch ihre beiden Vertreter, einer davon ist Elmar Rachle. Die vier Hauptamtlichen sind im Wechsel zu den Öffnungszeiten werktags von 8 bis 12 und 12 bis 16 Uhr vor Ort. Große Stütze sind die derzeit zehn Ehrenamtlichen. „Ohne sie ginge es nicht“, sagt Susanne Brand.
Zwei Gäste sitzen bereits im warmen Vorraum, darunter einer der zirka 25 Stammgäste. Ein Dritter trinkt seinen Kaffee lieber auf der im Freien aufgestellten Sitzbank. Es klopft an der Tür, den Kaffee und das gereichte Wurstbrot nimmt der zirka 30-Jährige gerne an. Da kam das kleine Mitbringsel von Knoblach gerade recht, mehrere Bauernbrote, einige Gläser Gurken und Dosen Wurst hat der Biolandwirt aus Garstadt mitgebracht. „Wer kommt, ist willkommen, bei der Bahnhofsmission darf jeder rein“, sagt Susanne Brand, die schon 14 Jahre dabei ist.
Durchschnittlich 30 Gäste werden jeden Tag betreut, im Winter sind es mehr. „Wir geben den Menschen Struktur, viele sind vereinsamt und können sonst mit niemandem sprechen“, schildert Susanne Brand. Was ist ihre wichtigste Aufgabe? „Zuhören“, sagt sie. Viele wollen einfach nur ihr Herz ausschütten. Das Publikum ist bunt gemischt. Obdachlose, Wohnungslose, sozial Schwache, Sozialhilfeempfänger*innen. Derzeitiges Hauptthema ist die Energiekrise. Viele fürchten, die Mehrkosten für Strom und Heizung nicht aufbringen zu können. Rachle, der auch Umwelt- und Abfallberater ist, reicht deshalb schon geraume Zeit von ihm zusammengestellte Energiespartipps weiter. Auch die von der Diakonie aufgelegte noch druckfrische Broschüre „Energiesparen im Job und Zuhause“ wird künftig verteilt. Mitgebracht hat sie Diakonievorstand Carsten Bräumer, der beim Knoblach-Besuch kurz vorbeischaute.
Im hinteren Teil der Anlaufstelle befindet sich ein kleines Kleiderlager, alles dort ist gespendet. Ein Wohnsitzloser erhielt Ersatz für seine arg in Mitleidenschaft gezogene Winterjacke. Ein anderer freute sich über einen neuen Schlafsack. Die Bahnhofsmission bietet auch seit 2012 eine mobile Reisebegleitung an. Rachle hat diesen kostenfreien Service für Menschen, die altersbedingt oder durch ein Handicap eingeschränkt sind, aufgebaut, großteils tätig sind hier die Ehrenamtlichen. Dazu gehören auch Hilfestellung bei Aus- und Einstieg am Bahnsteig oder Auskünfte für Reisende.
Sehr gut angenommen wird das neu gestartete Stadtteil-Café für Frauen. Durchschnittlich 20 großteils ältere Damen kommen einmal im Monat in den Räumen der Bahnhofsmission zusammen, um zu reden, anderen zu begegnen und so auch der Einsamkeit für einige Zeit zu entkommen. Weil es so gut ankommt, ist auch ein Männerfrühstück in Planung. Die Leistung aller Mitarbeiter*innen und die breite Angebotspalette der Bahnhofsmission nannte das Mitglied der Grünen Landtagsfraktion „beeindruckend“. Diakoniechef Bräumer, Susanne Götz und Elmar Rachle hörten das gerne.
Geld- oder Sachspende werden gerne entgegengenommen. Die Bahnhofsmission Schweinfurt ist unter Tel. 09721/85950 oder per E-Mail unter bm.sw@gmx.de erreichbar.
Vielen Dank an alle, die hierbei mitgewirkt haben und unser Projekt einer ökosozialen, nachhaltigen, gerechten und Kriegefreien Welt weiterhin unterstützen.
Shalom
Elmar Rachle:
„Jede eingesparte KWh aus fossilen Energieträgern und je mehr KWh, die aus erneuerbaren Energien genutzt werden sind mehr denn je, aktive Beiträge gegen Putins Kriegs(kasse). Das schont den Geldbeutel, schützt Mensch, Umwelt und fördert Frieden schaffen ohne Waffen“. c/o E. Rachle, 2022
Ähnlich wirbt Wirtschafts- und Umweltminister Habeck.