MdL Grüne Paul Knoblach: Erinnern ist heute wichtiger denn je
Die Würde des Menschen ist unantastbar. So steht es im 1. Artikel des Grundgesetztes. So steht es auch auf dem Gedenkstein am Ende des Lagerwegs in den Oberndorfer Wiesen, der an das Schicksal der über 13.000 während des zweiten Weltkriegs in Schweinfurt zur Arbeit gezwungenen Menschen erinnert. Am Tag der Befreiung durch die Allierten vor 78 Jahren fand dort eine von der Initiative gegen das Vergessen und dem Olympia-Morata-Gymnasium gestaltete Feier statt. Die Schweinfurter Schule übernimmt ab sofort die Patenschaft und wird künftig jedes Jahr am 8. Mai eine solche Gedenkveranstaltung durchführen.
Unter den rund 70 Teilnehmern war auch der Schweinfurter Landtagsabgeordnete Paul Knoblach (Bündnis 90/Die Grünen), der sich für die „sehr würdige Feierstunde“ ein Zitat des Theaterschriftsteller George Tabori entlieh: „Jeder ist jemand, es gibt aber leider immer noch und leider wieder mehr Menschen, die das anders sehen“. Der Lagerweg und der vom renommierten Künstler herman de vries geschaffene Gedenkstein mit dem eingravierten Grundgesetzartikel steht dort, wo früher die Baracken der großteils für die Industriebetriebe schuftenden Zwangsarbeiter standen. 2011 wurden der Denkort und die sieben Infotafeln auf den Oberndorfer Mainwiesen der Öffentlichkeit übergeben.
Mit dem Olympia-Morata-Gymnasium übernimmt nun eine zweite Schule die Patenschaft über einen solchen Gedenkort. Den Erinnerungsort an die von Nazis ermordete Zwangsarbeiterin Zofia Malczyk am Leopoldina-Krankenhaus hat bereits seit 2007 das Bayernkolleg inne. Für Knoblach ist das „eine großartige Sache, weil junge Menschen das so wichtige Erinnern damit wach halten“. Umso wichtiger ist das auch, weil sich ausgerechnet auch noch in Oberndorf eine Neonazi-Gruppe mit einem so genannten Bürgerbüro niedergelassen hat.
Am OMG wurde auf die Premiere intensiv hingearbeitet. Die Schülerinnen der Q11 befassten sich im Unterricht mit der Zwangsarbeit in Schweinfurt, beschäftigten sich mit Unterstützung der Initiative mit den Schicksalen dieser Menschen. Es entstanden bei der Feier präsentierte Collagen und Bilder sowie fiktionale Tagebucheinträge und Gedichte, von denen einige sehr nachdenkliche Texte vorgetragen wurden. Die unmenschlichen Arbeitsbedingungen, der stete Hunger und das immense Leid wurden dabei thematisiert. Vier Schülerinnen der 8. Jahrgangsstufe begleiteten die Veranstaltung mit sehr passend ausgewählten Musikstücken.
Nach einleitenden Worten von OMG-Chef Thomas Kreutzmann und einem Grußwort des stellvertretenden Landrats Thomas Vizl (Bündnis 90/Die Grünen) sprachen die OMG-Fachschaftsleiterin für Geschichte Heike Hartmann und Werner Enke für die Initiative gegen das Vergessen. Tenor: Der von drei Linden eingerahmte Gedenkort mit der steinernen Bank lädt zum Besinnen und Nachdenken ein und ist zugleich Mahnung, dass sich solch verabscheuungswürdige Taten gegen die Menschlichkeit niemals wiederholen.
Als die Waffen am 8. Mai 1945 endlich schwiegen, waren mehr als 60 Millionen Opfer zu beklagen. Nach zwölf Jahren nationalsozialstischer Herrschaft bedeutete dieser Tag den politischen, militärischen und moralischen Untergang des verbrecherischen Regimes in Deutschland, das die Welt in den Abgrund gestürzt hatte. Der 8. Mai war der Tag der Befreiung.