MdL Paul Knoblach (GRÜNE) fordert von der Staatsregierung dennoch mehr Tempo
Nahrungsmittelproduktion, Düngung, Viehhaltung, Pflanzen- und Umweltschutz sind nur einige Schlagworte, die illustrieren, wie sehr angesichts der immer sichtbareren Klimakrise auch die deutsche Landwirtschaft im Rampenlicht steht. Insofern nennt es der Schweinfurter Abgeordnete der Grünen Landtagsfraktion, Paul Knoblach, in einer Pressemitteilung „höchst erfreulich, dass immer mehr Bauern zum Öko-Landbau wechseln“. Auch in Bayern hat sich der Anteil des ökologischen Landbaus in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Einen Grund zum Jubeln sieht Knoblach allerdings nicht, „weil der Freistaat im Vergleich zu vielen anderen Bundesländern leider deutlich hinterherhinkt“.
Die Ende 2020 ermittelten 10.900 bayerischen Ökobetriebe machen bei über 86.000 landwirtschaftlichen Betrieben insgesamt nur rund 13 Prozent aus. Im grün regierten Baden-Württemberg ist der Anteil mit über 26 Prozent doppelt so groß. Bayern landet dementsprechend auch bei den ökologisch bewirtschafteten Flächen lediglich im Mittelfeld aller Bundesländer: Die aktuell etwa 385.000 Hektar Ökofläche machen lediglich 12 Prozent der landwirtschaftlichen Gesamtfläche (3,1 Millionen Hektar) in Bayern aus.
Für Knoblach, selbst Biolandwirt seit 1992 und Sprecher für Tierwohl seiner Fraktion, ist der Ökolandbau der Königsweg. „Die Staatsregierung beschreitet den Weg leider nicht mit der nötigen Vehemenz, obwohl sie sich per Gesetz zu 30 Prozent Ökofläche bis zum Jahr 2030 verpflichtet hat“. Um das zu erreichen müssten per Beschluss endlich alle landwirtschaftlichen Flächen im Staatsbesitz nur noch ökologisch bewirtschaftet werden, alle Gemeinschaftsverpflegungen in staatlichen Einrichtungen, Unikliniken und Universitäten täglich und nicht nur einmal in der Woche Ökomahlzeiten anbieten. Sehr viel mehr sei auch bei Forschung, Lehre und Ausbildung möglich. „Die Lehrpläne an den Landwirtschaftsschulen müssen stärker auf den Ökolandbau ausgerichtet sein, all das fordern wir Grünen schon lange“, so Knoblach.
Dass es auch anders geht, zeigt laut dem Grünen MdL sein Heimatort Garstadt im Landkreis Schweinfurt. Dort werden bereits zirka 70 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen von Ökolandwirten bewirtschaftet. 2018 entschied sich Stephan Döpfert zur Umstellung. Der bisher konventionell tätige Landwirt schloss sich der ökologischen Landbauvereinigung Naturland an, deren Vorsitzender Knoblach 15 Jahre lang war. Auf seinen 40 Hektar setzt Döpfert jetzt bevorzugt auf den Anbau von Ackerbohnen, Dinkel, Sonnenblumen, Zuckerrüben, Mais und Getreide.
Besonders der Einsatz agrochemischer Mittel habe ihn in den letzten Jahren immer mehr gestört und sei auch der Hauptgrund für die Umstellung: „Es hat keinen Spaß mehr gemacht, 25 Mal am Tag die Hände zu waschen“, sagt Döpfert. Der ökologische Landbau stelle für ihn „ein ganzheitliches Konzept der Bewirtschaftung dar, das darauf ausgerichtet ist, Boden, Pflanze und Tier in einem natürlichen Kreislauf zu integrieren“. Das gelinge auch ohne schnell wirkende mineralische Düngemittel und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel. Mit der ersten bisherigen Bio-Ernte in diesem Jahr ist Döpfert trotz des erwartet geringeren Ertrags zufrieden.