Konzept der Ankerzentren ist gescheitert

Ankerzentrum Schweinfurt
Leiter des Ankerzentrums in Schweinfurt Dr. Alexander Warkotsch im Gespräch mit den beiden Grünen-Abgeordneten Gülseren Demirel und Paul Knoblach

Grüne fordern Rückkehr zu dezentralen Unterkünften und humanerem Umgang mit Flüchtlingen

Das Konzept der ANKER-Zentren für Asylsuchende ist aus Sicht der Landtags-Grünen bereits ein Jahr nach seiner Einführung im August 2018 komplett gescheitert. So steht es in einer von der Landtagsabgeordneten und asylpolitischen Sprecherin Gülseren Demirel nach Bereisung aller bayerischen Ankerzentren jetzt vorgelegten Dokumentation. Kernforderung darin ist die möglichst rasche Auflösung der Massenunterkünfte und die Rückkehr zu einer „in jedem Fall humaneren dezentralen Unterbringung in kleinen, abgeschlossenen Wohneinheiten“, erklärt Paul Knoblach in einer Pressemitteilung.

Laut dem Schweinfurter Landtagsabgeordneten werde das eigentliche Ziel, die Verfahren zu beschleunigen und dadurch den Aufenthalt der Flüchtlinge zu verkürzen, „eben nicht erreicht“. Aufenthalte von zwei Jahren statt der erlaubten sechs Monaten seien keine Seltenheit. Er teilt die Auffassung von Diakoniechef Jochen Keßler-Rosa, dass es unmenschlich sei, viele Menschen auf engem Raum, ohne großen persönlichen Gestaltungsspielraum und Aussicht auf gesellschaftliche Integration unterzubringen.

Die Landtags-Grünen haben einen dementsprechenden Dringlichkeitsantrag gestellt und kündigen nach einer Expertenanhörung zum Thema Ende September im Verfassungsausschuss des Landtags weitere Anträge an. „Die längerfristige Unterbringung von Flüchtlingen wirkt sich negativ auf die körperliche und seelische Situation der Betroffenen aus“, untermauert Knoblach die Forderung. Der MdL aus Garstadt hatte gemeinsam mit Demirel, Landtagskollegin Kerstin Celina (Kürnach) und Kreissprecher Johannes Weiß (Werneck) das Ankerzentrum im März (damals noch in Ledward Schweinfurt) besucht. „Die Probleme haben sich in der abseits gelegenen ehemaligen Conn Kaserne aber noch verschärft“, berichtet Knoblach.

Die Grünen verweisen in ihrer Pressemitteilung auf eine kürzlich erfolgte Entscheidung der Regierung vom Schwaben, die Ankereinrichtung in Donauwörth Ende 2019 wieder zu schließen und die Asylbewerber auf kleine Flüchtlingsheime im ganzen Bezirk zu verteilen. Das müsse, so Knoblach, Blaupause für alle bayerischen Regierungsbezirke sein. „Da draußen in Geldersheim sind die asylsuchenden Menschen sich selbst überlassen, während jede dezentrale Unterbringung die unterstützende Reaktion der örtlichen Bevölkerung fördert“, sagt Kreissprecher Weiß.

Laut Stadträtin und Kreissprecherin Ayfer Rethschulte (Schweinfurt) seien viele Geflüchtete durch die Erlebnisse zuhause und auf der Flucht schwer traumatisiert. „In Massenunterkünften wie in Conn bessert sich ihre psychische Belastung sicher nicht, trotz des glücklicherweise von den Erlöserschwestern weiterhin finanzierten Projekts Soultalk“, das Knoblach eine „immens wichtige Präventionsarbeit“ nennt.  Die Flüchtlinge seien „jeden Tag aufs Warten und Ausharren  verdammt“, die Folge der Isolation gepaart mit der ungeklärten Zukunft und Perspektivlosigkeit seien neben Depression und Angst auch Anspannung und Aggression, schildert Demirel, die im Papier kritisiert, dass der mutmaßliche Suizid eines Somaliers von Anfang 2019 noch immer nicht aufgearbeitet sei.

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