Ausstellungseröffnung

Knoblach: Nicht aufhören zu erinnern und zu mahnen

Bei der Eröffnung der noch bis 14. September zu sehenden Ausstellung von Hannes Betz über die einst lebendige jüdische Gemeinde waren dabei (von links) Landrat Wilhelm Schneider, MdL Steffen Vogel (beide CSU), Künstler Betz, Paul Knoblach (Bündnis 90/Die Grünen) und Stefan Paulus (SPD/CWG). Foto: Michael Thomé
Bei der Eröffnung der noch bis 14. September zu sehenden Ausstellung von Hannes Betz über die einst lebendige jüdische Gemeinde waren dabei (von links) Landrat Wilhelm Schneider, MdL Steffen Vogel (beide CSU), Künstler Betz, Paul Knoblach (Bündnis 90/Die Grünen) und Stefan Paulus (SPD/CWG). Foto: Michael Thomé

Grüner Abgeordneter bei Ausstellungseröffnung über die Westheimer Juden

Die Bilder und Skulpturen, die Hannes Betz in seinem Künstlerhof in Westheim präsentiert, zeigen 344 Jahre jüdischen Lebens im Ort im Landkreis Haßberge. Bei der Eröffnung warnte der grüne Landtagsabgeordnete Paul Knoblach davor, die rechten Tendenzen, vor allem aber die AfD auf die leichte Schulter zu nehmen. Gleichgültigkeit nannte er den schlimmsten Feind der Demokratie. In diesem Sinn äußerte sich auch der Künstler Hannes Betz: „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Zukunft gestalten“. Dieser Gedanke sei der Antrieb für die Ausstellung, die noch bis 14. September zu sehen ist.

Knoblach konstatierte in seinem Grußwort, dass er sich mit dem Nationalsozialismus und seinen Folgen schon immer, durch seine Kontakte zur Schweinfurter Initiative gegen das Vergessen allerdings seit seiner Amtszeit als Landtagsabgeordneter im Jahr 2018 sehr viel intensiver mit der Thematik beschäftige. Mit ein Grund dafür sei das erschreckende Erstarken der mittlerweile als rechtsextrem eingestuften AfD und die nicht minder gefährlichen Akteure vom Dritten Weg, die in Schweinfurt ein so genanntes Bürger-Büro betreiben.

AfD und die Nazis dieser Kleinstpartei interessierten sich keinen Deut für Menschenrechte, sie verbreiteten Hass, wollten unsere Demokratie abschaffen, gefährdeten unsere Freiheit und sie hätten auch nichts mit dem so wichtigen Klima- und Umweltschutz am Hut, der längst wieder in den Mittelpunkt gerückt werden müsste, so der Grüne Parlamentarier.

Knoblach erinnerte an die ihn tief berührende Begegnung in der KZ-Gedenkstätte in Dachau mit dem mittlerweile 97-jährigen Abba Noar, der das Ghetto im litauischen Kaunas und mehrere Konzentrationslager überlebte und 1945 während eines Todesmarsches von US-amerikanischen Soldaten in Oberbayern befreit wurde. Die Geschichte des heutigen Vorstandsmitgliedes im internationalen Dachau-Komitee nannte der MdL „ein eindringliches Zeugnis für die Grausamkeit der NS-Zeit“.

Von der lebendigen jüdischen Gemeinde, die im Jahr 1924 noch 64 Bürger umfasste, konnten viele Familien noch rechtzeitig großteils nach Amerika auswandern. Die Mitglieder von sechs Familien wurden allerdings 1942 ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Sie überlebten nicht. Nach dem Krieg kehrte ab Oktober 1945 wieder jüdisches Leben nach Westheim zurück. Der Shoa entkommene Familien und Einzelpersonen aus Polen  waren als so genannte Displaced Persons in Häusern untergebracht, die die amerikanische Besatzungsmacht beschlagnahmt hatte. Einige dieser Häuser hatten früher Juden gehört.

Knoblach zitierte Ludwig Spaenle, die der Antisemitismus-Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung und ehemalige Bayerische Kultusminister im November 2024 bei der Eröffnung des Denkortes an der Stadtmauer in Schweinfurt zur Erinnerung an die 75 ermordeten Schweinfurter Juden gesagt hat: „Wir müssen wieder darüber nachdenken, wohin Antisemitismus führen kann. Juden werden in Europa und auch in Deutschland wieder gejagt. Wenn Menschen sich fürchten müssen, weil sie Juden sind und angegangen werden, dann ist das Erinnern wichtig“.

Im Angesicht des rechtsextremen Sprachgebrauchs von AfD-Politikerinnen und Politikern „dürfen auch nicht aufhören zu erinnern, zu mahnen, weil die Zeit von 1939 bis 1945 und leider auch danach kein Vogelschiss der Geschichte war und Erinnern an die Gräuel kein Schuldkult ist“. Wie schon in seiner Rede als Alterspräsident im Landtag schloss Knoblach mit den Worten: „Wir ernten, was wir säen“.

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