Kandidat Bischofsheim – Zertifikat nach dem Vorbild der Bergsteigerdörfer
In den Alpen gibt es das schon: Bergsteigerdörfer. Sie stehen für naturnahe und nachhaltige Erholung, verzichten auf Seilbahnen, Schneekanonen und andere technische Erschließungen, achten auf regionale Wirtschaftskreisläufe und engagieren sich für ihre Bauern. Die ersten drei Bergsteigerdörfer wurden vom Deutschen Alpenverein bereits zertifiziert, Kreuth, Schleching und Ramsau. Und: Der Freistaat fördert die Orte finanziell.
Ein vergleichbares Konzept will Ludwig Hartmann, der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen in Bayern, auch in den Mittelgebirgen des Freistaates etablieren. Diese „Naturerlebnisdörfer“ sollen genauso eine ausgewogene Balance zwischen dem Schutz der Natur und der Kulturlandschaft und einem umweltverträglichem Tourismus bieten. Die vielfältige Idee dahinter: ein touristisches Gegengewicht zu den bayerischen Alpen schaffen, Zukunftsperspektiven für die Bevölkerung bieten und der Natur Gutes tun.
Das Qualitätsprädikat „Naturerlebnisdorf“ bedeutet: Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Naturerlebnis, Ruhe und regionalem Genuss verbinden. Ein solcher Ort, der ein echtes Naturerlebnis etwas abseits ausgetretener Tourismuspfade schon heute bietet, ist Bischofsheim in der Rhön. Der Stadt am Fuße des Kreuzbergs stattete nach einer Corona-bedingten Verzögerung jetzt eine grüne Landtags-Delegation mit Ludwig Hartmann an der Spitze einen Besuch ab. Ihn begleiteten sein Schweinfurter Kollege Paul Knoblach und Tourismussprecher Christian Zwanziger (Erlangen), mit dabei die grüne Bezirksrätin Klara May (Junkershausen). Fazit der eintägigen Stippvisite: Bischofsheim hat gute Chancen, eines der ersten Naturerlebnisdörfer Bayerns zu werden.
Bürgermeister Georg Seiffert und die Tourismusbeauftragten Klaus Seiffert und Christian Enders hätten nichts dagegen. Sie stellten ihre „vielfältige und herzliche Stadt“ vor – mit zahlreichen Naturschutz- und Umweltthemen sowie touristischen Möglichkeiten vom Biodiversitätszentrum, über den Kreuzberg mit dem Kloster und Wirtschaftsbetrieb bis hin zur bekannten Holzbildhauerschule. Und Hartmann erläuterte seine von seiner Fraktion voll unterstützte Idee, den Süden des Freistaats ein wenig aus dem Fokus zu nehmen und mit den Naturerlebnisdörfern eine weitere Marke zu schaffen. Die Zertifizierung soll hierbei der Bayerische Wanderverband übernehmen. Gute Kontakte bestehen laut Hartmann aber auch zum Bund Naturschutz, dem Landesbund für Vogelschutz und den Naturfreunden Bayern.
Weil es ohne finanzielle Mittel nicht geht, muss die bayerische Staatsregierung mitmachen. Hartmann ist hier zuversichtlich, zumal sich der Freistaat ja auch bei den Bergsteigerdörfern nicht verweigert. Neben Bischofsheim ist Friedenfels im Landkreis Tirschenreuth (Oberpfalz) aussichtsreicher Kandidat als Naturerlebnisdorf, ein Titel, gegen den sich die Verantwortlichen in der Rhön nicht wehren würden. Bischofheims Tourismusbeauftragter Klaus Seiffert: „Jetzt ist die bayerische Landesregierung gefragt, die Idee der Naturerlebnisdörfer aufzugreifen. Damit könnte im Norden Bayerns ein Pendant zu den bereits im Alpenraum etablierten und sehr beliebten Bergwanderdörfern geschaffen und der Tourismus auch in den bayerischen Mittelgebirgen gestärkt werden. Bischofsheim, mit der traumhaften Lage im Herzen der Rhön, sehe ich dabei als idealen Kandidaten und Vorreiter auf dem Weg zum Naturerlebnisdorf.“ Knoblach, als MdL aus Schweinfurt „zuständig“ auch für die Rhön, wird die Kontakte aufrecht erhalten und die Weichen stellen helfen.
Notiz am Rand: Im Wahlkampf 2018 hatte Hartmann bei einem TV-Duell mit Ministerpräsident Markus Söder eine gemeinsame Wanderung in Franken vorgeschlagen. Bürgermeister Seiffert und Rhön-Grabfeld-Landrat Thomas Habermann griffen den Ball damals auf und luden die beiden Politiker nach Bischofsheim ein. Zu dieser Wanderung ist es zwar noch nicht gekommen, Hartmann will das aber noch in der laufenden Legislaturperiode nachholen. Vielleicht ist Bischofsheim dann schon Naturerlebnisdorf.