Knoblach glaubt fest an Reaktivierung der Steigerwaldbahn
Nach dem Kreistag Kitzingen hat am Donnerstag auch der Schweinfurter Kreistag mit einer eindrucksvollen 55:3-Mehrheit für die Erstellung einer Potenzanalyse für die Steigerwaldbahn durch die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) gestimmt. Geklärt werden soll damit, ob die Reaktivierung der Bahnstrecke sinnvoll ist und was ihr Betrieb kostet. All das ist die Voraussetzung für die spätere finale Entscheidung, ob wieder – wie bis 1987 – Personenzüge zwischen Gerolzhofen und Schweinfurt fahren.
Der Landtagsabgeordnete Paul Knoblach, am Donnerstag bei der Debatte im Landratsamt einer der Wortführer der Grünen Kreistagsfraktion und Bahnbefürworter, begrüßte vor allem, dass sich nach einer ersten Weichenstellung im März 2019 mit damals 44 Jastimmen die Zahl der Befürworter im Kreistag nun sogar noch erhöht hat. „Verwundert bin darüber nicht, weil auch die CSU bemerkt hat, dass in Zeiten des Klimawandels immer mehr Menschen eine Verkehrswende wollen und die Bahn gehört dazu“.
Gleichwohl zeigte der Abgeordnete kein Verständnis für den „leider mehrheitlich angenommenen CSU-Antrag“ (31:27), der jede Form der Kostenbeteiligung durch den Landkreis schon jetzt ausschließt. Im Beschlussvorschlag von SPD-Landrat Florian Töpper hatte es geheißen, dass mit dem Beschluss für den Landkreis keine Kostenverpflichtung verbunden ist. Neben Knoblach sahen auch SPD, Linke und Freie Wähler diese Passage zum jetzigen Zeitpunkt als ausreichend an. Die CSU offenbar nicht. Knoblach sprach deshalb von einer „erneuten Hürde“ und weiteren Beleg für die Verschleppungstaktik der CSU.
Vor der Entscheidung forderten rund 60 Aktivisten von Grünen, der SPD, Linken, dem Förderverein Steigerwaldbahn-Express, dem Verkehrsclub Deutschland und Bund Naturschutz die Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Schweinfurt und Gerolzhofen und möglichst bis Kitzingen. „Die Steigerwaldbahn für unsere Kinder erhalten“, „Steigerwaldbahn statt Autowahn“ oder „Verkehrswende jetzt“ stand auf den Plakaten und Fahnen. Sogar eine akkubetriebene Modelleisenbahn drehte ihre Runden vor dem Landratsamt. Knoblach erinnerte vor den Demonstranten daran, dass auch die EU die Zeichen der Zeit erkannt habe und „grün wird“. Er stellte auch klar, dass lediglich die Gemeinderäte in Sennfeld, Gochsheim oder Grettstadt die Entwidmung beschlossen hätten, sehr viele Bürger in den Orten entlang der Strecke aber für eine Reaktivierung seien.
Großen Beifall erhielt auch der Grüne Kreisrat Thomas Vizl (Gerolzhofen) für seinen drei Jahrzehnte langen Kampf Pro-Bahn. In der Debatte hatte er bedauert, dass die Strecke verkauft worden sei und dass „offensichtlich nicht einmal an den Höchstbietenden“. Es entstehe der Eindruck, dass die Reaktivierung von Verantwortlichen in München nicht gewollt ist, sagt er unter Beifall. Kein Zufall, sondern eine Provokation sei es auch, dass wenige Tage vor den Kreistagentscheidungen mit dem Abbau von Gleisanlagen begonnen wurde. Vizl rief auch die diese Woche verkündete Entscheidung der Bahnspitze in Erinnerung, keine Bahnstrecken mehr stilllegen zu wollen.
Der Schweinfurter Kreistag hat mit seinem klaren Votum auch die vier Vorbedingungen der Regierung akzeptiert. Eine davon ist eine tägliche Zahl von rund 1500 Fahrgästen. Knoblach ist sicher, dass sie erreicht wird“, sagte er unter Hinweis auf Universitätsprofessor Konrad Schliephake. Der hatte er in einer Machbarkeitsstudie auf der Strecke von Gerolzhofen nach Schweinfurt sogar weit über 2000 Fahrgäste prognostiziert. Auch der Wegfall des Parallelverkehrs durch Busse ist für die Grünen kein Problem, weil sich durch die frei werdenden Kapazitäten die Takte in die nicht direkt an der Bahnstrecken liegenden Gemeinden erhöht, bestätigt durch das Mobilitätskonzept des Landkreises. Auch das offensichtliche Interesse der Erfurter Bahn am Betrieb der Strecke bewertet Knoblach „trotz des erneuten Störfeuers der CSU als positives Signal“.