Großes Interesse an grüner Infoveranstaltung im Vorranggebiet WK 13
Schon 2002 hat der Naturland-Bauer Udo Rumpel das erste Windrad im Landkreis Schweinfurt aufgestellt. Dazu animiert hatte den Grünen Kreisrat aus dem Wernecker Ortsteil Mühlhausen ein bekannter Bio-Landwirt aus dem benachbarten Arnstein und Gunther Häckner, die dort Windenergieanlagen aufstellen wollten, nicht durften, hartnäckig blieben und auf Bad Kissinger Gemarkung Erfolg hatten. Dieses 1998 aufgestellte Windrad war das erste in Unterfranken.
Windkraft-Pionier Rumpel und Gunther Häckner, Vorstand der Energiegenossenschaft Haßberge, standen am Samstag, 17. Dezember rund 30 interessierten Bürger*innen bei einer vom Grünen Landtagsabgeordneten Paul Knoblach (Garstadt) und dem Bergrheinfelder Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen organisierten Informationsveranstaltung Rede und Antwort – anfangs „open air“ mitten im Windkraft-Vorranggebiet WK13 zwischen dem Bergrheinfelder Ortsteil Garstadt und dem Waigolshäuser Ortsteil Hergolshausen und wegen der Minusgrade später im Alten Rathaus Garstadt.
Zum Hintergrund: Der wegen des dramatisch fortschreitenden Klimawandels so wichtige Windradbau kam in Bayern aufgrund der 2014 von der Staatsregierung eingeführten 10-H-Regel weitgehend zum Erliegen. Um der Windkraft neuen Schwung zu geben, beschloss die neue Ampelregierung im Sommer 2022 das Windenergie-an-Land-Gesetz. In ausgewiesenen Vorranggebieten gelten die 10-H-Regeln nicht mehr. Große, moderne Windkraftanlagen können dort also gebaut werden. Bergrheinfeld und Waigolshausen wollen das im Windkraft-Gebiet mit der Nummer 13 bewerkstelligen.
Die ersten Schritte dazu sind bereits unternommen. Die Gemeinderäte haben die Durchführung eines Flächen-Poolings beschlossen, also den Zusammenschluss möglichst vieler Grundstücksbesitzer. Alle Eigentümer sind hierzu angeschrieben worden. Möglich könnten im Gesamtareal vier bis fünf große Windräder mit 250 Metern Höhe sein.
Hilfreich war beim Ortstermin insofern der Rückblick von Udo Rumpel auf die Erfolgsgeschichte „seiner“ Bürgerwindräder bei Schraudenbach. Das erste Landkreis-Windrad mit 99 Metern Höhe brachte von Anfang an nahezu die prognostizierten Erträge, was Mut machte für den Bau eines zweiten Windrads, rund 20 Meter höher als Nummer eins. Es ging 2003 in Betrieb. Die Gesellschafter – 25 bzw. 29 Personen – der für jedes Windrad gegründeten GmbH & Co. KG haften nur mit ihrem eingesetzten Kapital.
Weil nun Anfang 2023 und 2024 die EEG-Förderung für beide Windräder ausläuft, sollen sie durch ein neues großes Windrad mit modernster Technik ersetzt werden. Dieses eine Windrad wird dennoch viermal bis fünfmal so viel Ertrag bringen wie die beiden Jetzigen zusammen, was maßgeblich mit der Höhe zu tun hat. Die Winde wehen in 250 Metern Höhe gleichmäßiger und zugleich stärker.
Der Ertrag der im WK 13 denkbaren fünf Windräder ist also enorm. Laut Rumpel wären das bis zu 50 Millionen Kilowattsunden pro Jahr. Damit könnten zirka 16.000 Haushalte versorgt werden. Zudem sind Abschaltungen in unserer Region extrem selten, berichtete Häckner. Weil der Stromverbrauch wegen E-Autos und immer mehr Wärmepumpen steigt, animierten beide Experten für den Bau auch im WK 13. Zehn Millionen Euro muss pro Windrad investiert werden. Mit den Stadtwerken Schweinfurt und der ÜZ Mainfranken, den direkt tangierten Gemeinden und den Bürger*innen im Boot, diese möglicherweise beteiligt über eine Genossenschaft, sollte der Invest bei einer Eigenkapitalquote von 20 bis 25 Prozent und damit eine regionale Lösung möglich sein.
Rumpel, Häckner, Knoblach und der grüne Gemeinderat Robert Pfeifroth appellierten deshalb abschließend noch einmal an alle Eigentümer mit Flächen im WK 13, keine Pachtverträge mit auswärtigen Projektentwicklern zu unterschreiben. Wenn 80 Prozent mitmachen, sind externe Investoren draußen. „Die Bürger wollen Zugriff auf günstigen Strom haben“, sagte Häckner. Unter den interessierten Besuchern befand sich auch Bergrheinfelds Bürgermeister Ulrich Werner und der stellvertretende Landrat Thomas Vizl.