Antrag der Abgeordneten Katharina Schulze, Ludwig Hartmann, Paul Knoblach, Gülseren Demirel, Thomas Gehring, Jürgen Mistol, Verena Osgyan, Tim Pargent, Gisela Sengl, Dr. Markus Büchler, Patrick Friedl, Christian Hierneis, Rosi Steinberger, Martin Stümpfig, Hans Urban, Christian Zwanziger und Fraktion (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Die Immunokastration männlicher Schweine auch im ökologischen Landbau zulassen
Der Landtag wolle beschließen:
Die Staatsregierung wird aufgefordert, sich auf allen politischen Ebenen dafür einzusetzen, dass die Immunokastration männlicher Schweine mit dem Impfstoff Improvac auch weiterhin ökologisch wirtschaftenden Landwirtinnen und Landwirten zur Verfügung steht.
Begründung:
Die derzeit gängige betäubungslose Kastration männlicher Ferkel ist ab dem 01.01.2021 nicht mehr zulässig. Viele ökologisch wirtschaftende Betriebe haben bereits positive Erfahrungen mit dem Impfstoff Improvac gesammelt. Dieser Impfstoff wird für männliche Schweine angewendet, um den „Ebergeruch“ im Fleisch zu vermindern und ist somit eine Alternative zur chirurgischen Kastration. Improvac ist kein Hormon und besitzt keinerlei hormonelle Wirkung. Durch eine Immunreaktion im Körper wird die Einlagerung von den Geschlechtsgeruch verursachenden Stoffen im Fettgewebe unter die Wahrnehmungsschwelle reduziert. Im Fleisch hinterlässt der Impfstoff keinerlei Rückstände, die Auswirkungen auf die Lebensmittelsicherheit haben könnten. Der Impfstoff wird in anderen Ländern seit Jahren angewandt.
Doch nun wurde durch die EU-Kommission mitgeteilt, dass der Einsatz von Improvac für die Immunokastration von Ebern nicht mit den Prinzipien des ökologischen Landbaus vereinbar sei. Hintergrund ist das allgemeine Verbot, Eingriffe am Tier vorzunehmen, wozu auch der Eingriff in den Hormonhaushalt zählt. Bei Improvac handelt es sich jedoch nicht um ein Hormon. Weiterhin wäre der Eingriff in den Hormonhaushalt des Tieres bei einer chirurgischen Kastration viel drastischer als bei der Impfung gegen Ebergeruch. Die chirurgische Kastration verletzt darüber hinaus die körperliche Integrität der Tiere weit stärker als die immunologische Senkung des Hormonspiegels. Weiterhin kann die Impfung durch Landwirtinnen und Landwirte mit einem sehr geringeren Risiko von Anwendungsfehlern durchgeführt werden.
Die Impfung gegen den Ebergeruch ist unter den Gesichtspunkten des Tierschutzes absolut zu begrüßen und wird von vielen Tierärztinnen und Tierärzten unterstützt. Von den derzeitigen Alternativen zur betäubungslosen Kastration ist sie die tierschutzgerechteste mit den geringsten Belastungen für die Tiere. Sie sollte unbedingt auch weiterhin ökologisch wirtschaftenden Landwirtinnen und Landwirten zur Verfügung stehen.