Guten Tag Herr Eck,
sie werfen mir im Offenen Brief vom 20. Dezember die Verrohung des Umgangstons und der Sprache sowie die „Verbreitung von Halbwahrheiten, Verdächtigungen und Unterstellungen bis an die Grenze der Beleidigung und platten Lüge“ vor. Starker Tobak und erstaunlich, weil Sie das allein in dem auch an die Medien verschickten Schreiben selbst auf hohem Niveau tun.
Sofort ist mir deshalb die gebräuchliche Redewendung „Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen“ eingefallen. Als Christsozialem dürfte Ihnen das mutmaßliche Ursprungs-Sprichwort aus der Bibel geläufig sein: „Du siehst den Splitter in Deines Bruders Auge und nicht den Balken in Deinem eigenen.”
Ich möchte mich in meiner Antwort auf zwei der von Ihnen angesprochenen Themen konzentrieren:
Anker-Zentrum: Beim Besuch mit dem saarländischen Innenminister Klaus Boullion vor kurzem haben Sie die Einrichtung einen „Quantensprung“ für Flüchtlinge bezeichnet. Außerdem war von einem bundesweiten Vorbildcharakter auch wegen der psychosozialen Beratungsstelle „SoulTalk“ die Rede, obwohl die von Ihnen vertretene Staatsregierung sich um ihre Finanzierung und damit um ihren Fortbestand keinen Deut kümmert.
Aufgrund Ihrer Aussagen scheint es, dass Sie die Lebenswirklichkeit der Flüchtlinge wenig interessiert. Bei mir und glücklicherweise vielen Menschen ist das aber der Fall, weshalb unter anderen wir Grüne die Rückkehr zur dezentralen Unterbringung der Asylbewerber fordern. Sie hatten und haben also keinen Grund mich zu korrigieren, wie Sie der Öffentlichkeit mitteilen.
Klima: Sie und viele Ihrer Parteifreunde haben noch immer nicht realisiert, dass die Uhr tickt. Anders ist das Verhalten etwa bei der Windkraft oder beim Tempolimit auf Autobahnen nicht zu erklären. Sie selbst bekämpfen seit Jahren zwei sehr sinnvolle Klimaschutz-Projekte vor der eigenen Haustüre: Einen Nationalpark Steigerwald und die Reaktivierung der Steigerwaldbahn. Diese Bahnstrecke könnte einiges an CO2 und Verkehr vermeiden, den der von Ihnen bejubelte Ausbau der B 286 im Abschnitt bis Schwebheim neu liefert. Ihr rückwärtsgewandtes „Weiter so“, Herr Eck, wird Sie einholen. Da bin ich mir sicher.
Ich und meine grünen Freunde begegnen „unseren Bürgerinnen und Bürgern“ außerdem nicht „mit Dreistigkeit und Desinformation“, wie sie herablassend unterstellen. Ich erinnere: „Du siehst den Balken nicht in Deinem eigenen Auge“. Wir Grünen bleiben der Stachel im Fleisch, werden uns weiterhin mit Argumenten seriös zu Wort melden, weil das das Gebot der Stunde ist. Es ist glücklicherweise vieles in Bewegung. Der sichtbare Klimawandel treibt die Menschen um. Wir Grüne haben deshalb Zulauf, gründen im Monatsrhythmus neue Ortsverbände und werden künftig in vielen Gemeinderäten mehr mitsprechen. Vielleicht ist es diese Nervosität, die Sie zu Ihrem Rundumschlag so kurz vor Weihnachten veranlasst hat.
Ich schließe mit denen mir in Ihrem Offenen Brief verweigerten,
freundlichen Grüßen
Paul Knoblach
Mitglied des Landtags
Das komplette Antwortschreiben können Sie hier herunterladen: 2019-12-23_Eck
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Am 20. Dezember empfing MdL Knoblach folgendes Schreiben von Staatssekretär Gerhard Eck:
Herr Knoblach,
zu meinem großen Bedauern stelle ich immer wieder fest, dass Sie im Rahmen Ihrer Öffentlichkeitsarbeit, vor allem in den sogenannten sozialen Medien, gegen alle Prinzipien eines geordneten Umgangs miteinander verstoßen.
Sie scheuen sich nicht vor der Verbreitung von Halbwahrheiten, Verdächtigungen und Unterstellungen bis an die Grenze der Beleidigung und der platten Lüge gegen Behörden, Institutionen, Ämter, Firmen und Personen und natürlich gegen mich persönlich.
Damit befeuern Sie ganz persönlich die unsägliche Verrohung der Umgangsformen und der Sprache, die allenthalben am Umgangston in den sozialen Netzwerken kritisiert werden.
Dem stelle ich mich mit Entschiedenheit im Interesse der Öffentlichkeit entgegen. So kann und darf die gesellschaftlich notwendige und wünschenswerte Diskussion von Sachthemen in einer Demokratie nicht geführt werden.
Ich nehme es nicht länger stillschweigend hin, dass Sie den Umgangston aggressiv verschärfen um aufzufallen und nur noch Populismus betreiben, um Ihrer Wählerschaft zu gefallen.
Ich erinnere Sie deshalb daran, dass Sie in jüngster Zeit behauptet haben, dass der Freistaat Bayern nicht genug getan hätte, zum Erhalt des Schlosses Mainberg. Das habe ich Ihnen widerlegt.
Sie haben sich mit unrealistischen Forderungen zum Ankerzentrum in Geldersheim geäußert. Auch hier musste ich Sie mit Fakten korrigieren.
Sie haben zum Nationalpark Steigerwald geschwiegen um sich dann als „Retter der Steigerwald-Buchen“ aufzuspielen und damit bewiesen, dass Ihnen nichts zu schade ist, um Ihrer Klientel zu gefallen.
In die gleiche Rubrik fallen Ihre Aussagen über die Jagd im Sommer dieses Jahres.
Das Spiel, das Sie aktuell im Zusammenhang mit der Steigerwaldbahn treiben, übersteigt endgültig das Maß dessen, was ich bereit bin, noch länger hinzunehmen.
Zusätzlich zu allen Unterstellungen der Vergangenheit behaupten Sie aktuell in einem Video, dass ich zum Rückbau der Gleise der Steigerwaldbahn in Kitzingen aufgefordert hätte, was natürlich jeder Grundlage entbehrt.
Weil Ihnen offensichtlich „die Felle wegschwimmen“, verschweigen Sie, dass die Stadt Kitzingen selbst größtes Interesse am Abbau der Gleise hat, um endlich mit dem Bau städtischer Verkehrsprojekte im Bereich der ehemaligen Trasse beginnen zu können
Ihr nicht akzeptables Verhalten färbt ab und macht Schule unter Ihren grünen Parteifreunden.
Diese behaupten öffentlich, sicherlich mit Ihrem Wissen oder in Ihrem Auftrag, dass die Untere Naturschutzbehörde vor dem Gleisrückbau in Kitzingen nicht eingebunden worden wäre.
Nehmen Sie zur Kenntnis, dass die Untere Naturschutzbehörde bei Aufnahme der Arbeiten anwesend war und das gewählte, schonende Verfahren zum Gleisrückbau für gut geheißen hat.
Wahrscheinlich mit Ihrem Wissen, jedenfalls aber unter Ihrem Beifall, erklärt Ihr Parteifreund Vizl öffentlich in einer Kreistagssitzung, dass es beim Verkauf der Trasse durch die Deutsche Bahn zu Unregelmäßigkeiten gekommen wäre, weil der Verkauf der Trasse nicht an den Höchstbietenden erfolgt sei.
Damit unterstellt er und Sie der Bahn einen Verstoß gegen die Vergaberichtlinien und einen offensichtlichen Betrug unter den aufmerksamen Augen der Öffentlichkeit. Wie weit wollen Sie und Ihre Freunde denn noch gehen? Bis an die Grenze der Strafbarkeit?
Als Abgeordneter einer demokratisch legitimierten Partei im Bayerischen Landtag sollten Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst werden, die demokratisch notwendige Auseinandersetzung in Sachfragen seriös zu führen. Wer Klamauk anstelle ernsthafter Arbeit treibt, fördert die Politikverdrossenheit.
Ich werde jedenfalls nicht mehr schweigend zusehen, wie Sie weiterhin unseren Bürgerinnen und Bürger mit Dreistigkeit begegnen und jeder von Ihnen und Ihren grünen Freunden verbreiteten Desinformation in Zukunft mit einer öffentlichen Gegendarstellung begegnen.
Nachdem Sie sich ja intensiv auf allen medialen Kanälen um Aufmerksamkeit bemühen, haben Sie sicher Verständnis dafür, dass dieser Brief ebenfalls den Medien zugeht.
Mit höflichem Gruß
Gerhard Eck MdL
Hier der komplette Brief zum Download: Knoblach-Eck-19122019