Knoblach besucht Flüchtlingsunterkunft in Gerolzhofen
Die Hilfsbereitschaft so vieler Ehrenamtlicher hat den Schweinfurter Abgeordneten der Grünen Landtagsfraktion, Paul Knoblach, bei seinem Besuch der Sammelunterkunft für Ukraine-Flüchtlingen in Gerolzhofen „schwer beeindruckt“. In der Sporthalle der Ludwig-Derleth-Realschule ist Platz für 150 Flüchtlinge, rund 60 waren bei Knoblachs mehrstündigem Aufenthalt Ende März untergebracht.
Um ein wenig Privatsphäre zu ermöglichen sind in der Halle Boxen – Bauzaunelemente mit Sichtschutzfolien – aufgebaut. Eine Box dient als Arztzimmer, abgegrenzt gibt es die Küche, in der täglich drei Mahlzeiten angeliefert, portioniert und dann ausgegeben werden. Gegessen wird in einem ebenfalls abgetrennten Speisebereich, bestückt mit Biertischgarnituren.
Die Hallentribüne ist jetzt Lagerplatz für gebrauchte Spielsachen, Kleidung, Schuhe und Bettzeug, alles Spenden. Schüler sortieren eingehende neue Sachspenden. Vanessa Buttgereit, Altenpflegerin in einer Gerolzhöfer Einrichtung, erledigt mit anderen Helfer*innen die Ausgabe. „Wenn etwas fehlt, schreiben wir eine Sprachnachricht an die Gruppe, schon werden uns die Sachen gebracht“, berichtete sie Knoblach über die bereits sehr gut funktionierende Infrastruktur.
Damit möglichst viele Flüchtlinge die Notunterkunft wieder verlassen können, kümmert sich der zweite Bürgermeister Erich Servatius mit Unterstützung von Claudia Okel um Wohnraum. Wie Servatius vor Ort informierte, wird einerseits aktiv bei Wohnungsbesitzern nachgefragt, es gehen aber auch ungefragt erfreulich viele Wohnraumangebote ein – mit dem Ergebnis, dass bereits zahlreiche Flüchtlinge, größtenteils Mütter mit Kindern, nur zwei bis drei Tage in der umfunktionierten Sporthalle bleiben müssen und mussten.
Eine wichtige Stütze ist Herbert Kimmel, pensionierter Schulpsychologe. Viel Unterstützung kommt von der „Ukrainisch-Russischen Gemeinde“ Gerolzhofen. Erfreulich auch die Hilfen einer Apotheke, vom Krankenhaus, einigen Arztpraxen und vor allem etlichen ehemaligen Geflüchteten aus Syrien. Sie haben in Gerolzhofen und Umgebung ein Zuhause gefunden und bieten jetzt Wohnraum und Geld an. Einer berichtete: „Damals wurde uns geholfen, jetzt helfen wir“.
Schüler*innen kümmern sich rührend um geflüchtete Kinder, spielen mit ihnen draußen und/oder beaufsichtigen sie. Ein Selfie mit einem achtjährigen Flüchtlingsjungen war für Knoblach obligat. Rund 50 Personen umfasst der von Matthias Seng koordinierte Helferkreis derzeit. Es bieten sich täglich weitere Menschen an, sie können aber nicht alle eingesetzt werden. Auch das nennt Knoblach „eine gute Nachricht“.
Zuständig für diese und weitere im Landkreis geschaffenen Unterkünfte, unter anderem im ehemaligen Landschulheim Reichmannshausen, ist das Landratsamt Schweinfurt. Es zeichnet auch für die Registrierung der ankommenden und weitervermittelten Flüchtlinge verantwortlich, die allerdings im Landratsamt in Schweinfurt erfolgen muss. Das wiederum erfordert nach Auskunft des Flüchtlingskoordinators, Sozialamtsleiter Steffen Beutert vom Landratsamt, den gruppenweisen Transport in Bussen. Nicht ganz einfach, weil Corona-Tests nötig sind, Lunchpakete mitgegeben werden und ja auch Dolmetscher und Ehrenamtliche mitfahren müssen.
Wichtig wäre nach Auskunft aus dem Helferkreis eine hauptamtliche Hallenmanager*in mit Entscheidungskompetenz. Knoblach will hier nachhaken und verweist in diesem Zusammenhang auf einen von der Grünen Landtagsfraktion erarbeiteten Forderungskatalog an die Staatsregierung, in dem unter anderem für solch „unvorhersehbare Belange“ die Bereitstellung von Mitteln verlangt wird. Das Sieben-Punkte-Papier der Grünen zur menschenwürdigen Aufnahme Geflüchteter aus der Ukraine finden Sie hier: Positionspapier Solidarität in Bayern stärken.