Kritik an Plänen für Ortsumgehung Sulzfeld
Bastheim/Sulzfeld – Am autobahnähnlichen Ausbau der Staatsstraße 2292 südlich von Frickenhausen im Landkreis Rhön-Grabfeld üben die Grünen massive Kritik. Bei einem Ortstermin sprachen der Landtagsabgeordnete Paul Knoblach und – stellvertretend für ihre achtköpfige Kreistagsfraktion – die Kreisräte Eberhard Räder (Bastheim) und Birgit Reder-Zirkelbach (Kleineibstadt) von einem „brutalen Eingriff in das nun leider zerstörte Frickenbachtal“. Gerade in diesen Zeiten eines weiter fortschreitenden Klimawandels dürfe es „Straßenbau wie vor 50 Jahren nicht mehr geben“, forderte Räder zu einem dringenden Umdenken auf. „Das muss das letzte Bauwerk dieser Dimension gewesen sein“, ergänzte Knoblach unter Hinweis auf die Ortsumgehung von Sulzfeld, die in der geplanten Dimension unbedingt verhindert werden müsse.
Der Grüne MdL und Biolandwirt aus Garstadt im Landkreis Schweinfurt hat die Baustelle bei Bastheim im Rahmen seiner Initiative gegen den nach wie vor ungebremsten Flächenfraß besucht, den er „als eines der größten regionalen Umweltprobleme unserer Zeit“ betrachtet. Entgegen großspuriger Ankündigungen der Staatsregierung, etwas gegen den Flächenverlust zu tun, steht Bayern nach wie vor an der Spitze aller Bundesländer. Noch immer verschwinden im Freistaat jeden Tag elf Hektar Wald, Wiesen und Ackerland unter Beton und Asphalt, der Großteil für nicht nötige neue Gewerbegebiete und eben den Straßenbau. „Alles ist so eingetreten, wie es nach dem 2018 abgelehnten Volksbegehren ‚Betonflut eindämmen‘ zu befürchten war, aber wir müssen uns endlich besinnen“, sagte Knoblach auf der Baustelle.
Kreisrat Räder bestätigte diese einseitige Ausrichtung auch im Landkreis Rhön-Grabfeld, der im letzten Jahr 10 Millionen Euro und damit ein Drittel der Gesamtinvestitionen in den Straßenbau investiert habe. Gegen den Ausbau einer kurvenreichen, wegen des Verkehrs vielleicht zu schmalen Straße wie das bei der Staatsstraße 2292 der Fall war, habe man nichts einzuwenden, erklärte das Grüne Trio. Aber ein solcher „Gigantismus mit skipistentauglichen Böschungsbauten wie auf diesem einen Kilometer darf es einfach nicht mehr geben“, so der MdL und die beiden Mitglieder des Kreistags.
Laut Räder werde der völlig überzogene Ressourcenverbrauch im Frickenbachtal auch von immer mehr Bürgerinnen und Bürgern aus den betroffenen Gemeinden kritisiert. Knoblach verlangte ein grundsätzliches Umdenken in den Köpfen der Planer*innen, den allerdings die Politik einleiten müsse. Ein erstes Zeichen wäre, die Straßenbau- in Mobilitätsämter zu verwandeln. „Wir brauchen eine Verkehrswende, Straßenbau muss an Bedeutung verlieren“. Knoblach kündigte an, unter Ausnutzung seiner parlamentarischen Möglichkeiten hier initiativ zu werden: Vor allem will er in Erfahrung bringen, ob es beim Ausbau nicht auch einen Mittelweg gibt, „statt ein Tal so kaputt zu machen“.
2016 wurde die Staatsstraße 2292 von Mellrichstadt bis zum Hainhof für rund 3,5 Millionen Euro ausgebaut. 2018 folgte die Ortsdurchfahrt von Frickenhausen mit Kosten von 600.000 Euro. Auf dem kritisierten, nur 1,1 Kilometer langen Bauabschnitt südlich von Frickenhausen sind drei Millionen Euro veranschlagt. Zwei Abschnitte stehen noch aus: nördlich von Frickenhausen bis Hainhof und die südliche Anbindung an die Staatsstraße 2286 bei Geckenau mit einem Kreisverkehr.
Abschließendes Thema war die derzeit noch im Planfeststellungsverfahren befindliche Ortsumgehung von Sulzfeld im Grabfeld. Nach derzeitigen Planungen macht die künftige Teerfläche zwar „nur“ sieben Hektar, der Gesamtflächenverlust inklusive Ausgleichmaßnahmen für die Landwirtschaft aber 25 Hektar aus, erklärte Knoblach. „Nach Frickenhausen darf kein weiterer brutaler Eingriff in Natur, Landschaft und Landwirtschaft folgen“. Knoblach verweist auf eine gleichlautende Forderung des Bayerischen Bauernverbandes und zur Verfügung gestellte Drohnenaufnahmen zum geplanten Ausmaß: https://www.bayerischerbauernverband.de/kreisverband/rhoen-grabfeld/ortsumgehungsstrasse-sulzfeld-19185
Sehr geehrter Herr Knoblach,
mit unseren Flächen muss sparsam umgegangen werden, soviel ist klar und dies wird vermutlich auch niemand abstreiten. In diesem Fall reden wir über den Bau von Umgehungsstraßen. Jedoch werden Umgehungsstraßen nicht grundlos gebaut, sie werden dort gebaut, wo Ortsdurchfahrten einem hohen Verkehrsaufkommen, in den meisten Fällen auch einem hohen LKW-Verkehr, ausgesetzt sind. Die Lebensqualität der Menschen, die an solchen Straße leben, ist zerstört. Sie sind permanentem Lärm und Abgasen ausgesetzt, sie können nachts nicht richtig schlafen, ihre Gesundheit wird negativ beeinflusst usw. Des Weiteren stellt ein hohes Verkehrsaufkommen auch ein Sicherheitsrisiko dar, für Fußgänger (speziell Kinder und Senioren) sowie für Radfahrer besteht hier Gefahr für Leib und Leben.
Gehe ich richtig in der Annahme, dass Sie selbst nicht an einer viel befahrenen Straße leben? Vielleicht sollten Sie es mal ausprobieren! Für betroffene Menschen ist die Situation nämlich nicht zum Lachen. Durch Ihre Haltung versagen Sie in gewisser Weise all diesen Menschen eine Abhilfe. Oder haben Sie Alternativvorschläge, um die Situation der Menschen zu verbessern? Bitte beachten Sie hierbei, dass es laut StVO NICHT möglich ist, innerorts auf Straßen des überörtlichen Verkehrs (Bundes-, Landes- bzw. Staats- und Kreisstraßen) Tempo 30 einzuführen. Des Weiteren sind auf besagten Straßen auch KEINE generellen LKW-Verbote möglich. Flüsterasphalt wiederum weist einige gravierende Nachteile (z. B. deutlich Verschleißanfälliger, Zusetzen der Poren) auf, weshalb in Allgemeinen von der innerörtlichen Nutzung abgeraten wird.
MfG
B. Weigel