Der ZF Standort Schweinfurt ist in den Medien häufig erwähnt worden in Bezug auf ein geplantes Versuchsprojekt „Autonome Kleinbusse auf der Steigerwaldbahn“. Die ZF AG hat sich bislang noch nicht in der Öffentlichkeit dazu geäußert. Daher haben der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD), der Fahrgastverband PRO BAHN Landesverband Bayern, der ADFC Kreisverband Schweinfurt, der BUND Naturschutz in Bayern (BN), BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Kreisverband Schweinfurt und der örtliche Landtagsabgeordnete Paul Knoblach eine Anfrage gestellt an Claus Umnus, den amtierenden Vorstand der ZF Friedrichshafen AG am Standort Schweinfurt. Die Unterzeichner erhoffen sich mit einer Antwort eine Versachlichung der weiteren verkehrspolitischen und naturschutzfachlichen Diskussionen.
Standortvorteile für den ländlichen Raum
Seit Jahren setzen sich die Unterzeichnenden für die Reaktivierung der Steigerwaldbahn ein. Sie sehen diese in Hinblick auf den klimabedingt notwendigen Wandel der Mobilität und die Entwicklung des ländlichen Raumes samt damit verbundenen Standortvorteilen für Bewohner, Besucher, Handel und Industrie als wertvolle Infrastruktur an, die auf keinen Fall aufgegeben werden sollte. Naturgemäß sind Bahnen bei Fahrgästen deutlich beliebter als Busse – das zeigen praktisch alle Erfahrungen. Mit der Steigerwaldbahn wären 25% der Landkreisbevölkerung an den Schweinfurter Hbf. angebunden und so kurze Umsteigewege zu anderen Regional- und Fernzügen möglich.
Aufforderung zur Stellungnahme
Die Unterzeichnenden fordern den Vorstand von ZF auf, zu dem von der CSU und Innenstaatssekretär Gerhard Eck in der Öffentlichkeit geäußerten Plan eines Pilotprojektes für autonomes Fahren auf der Bahntrasse zwischen Schweinfurt und Kitzingen Stellung zu nehmen. Sie machen keinen Hehl daraus, dass sie die Idee der CSU aus rechtlichen und technischen Gründen für unrealistisch halten. Die verfügbare Bahntrasse ist für einen autonomen Busverkehr und einen zusätzlichen Radschnellweg nicht breit genug. Völlig unklar ist darüber hinaus, wer die Kosten für Grunderwerb, Bau und Betrieb übernimmt. Grundsätzlich stellt sich die Frage nach dem Nutzen für die Kunden. Eine Realisierung würde zu weiteren massiven Versiegelungen von Landschaft und eine weitestgehende Zerstörung eines entlang der Trasse vorhandenen Biotop-Verbundes hoher Qualität führen. Beim Pilotprojekt in Bad Birnbach fährt der autonome Bus aktuell nur mit maximal 15 km/h. Bei starkem Regen, Schneefall oder viel Laub auf dem Fahrweg wird der Betrieb eingestellt. Ob unter solchen Voraussetzungen neue Alltags-Fahrgäste hinzugewonnen werden können, ist fraglich. Ein Pilotprojekt, das mit dem Unternehmen ZF verbunden, aber aufgrund der äußeren Bedingungen nicht zum Erfolg führen wird, kann der Auffassung der Unterzeichnenden auch nicht im Interesse von ZF sein.
Schweinfurt als Innovationsstandort für Stadt und Land
Eine realistische und attraktivere Lösung ist daher die Steigerwaldbahn – für die es mit der Thüringer Eisenbahngesellschaft GmbH einen hoch interessierten Betreiber gibt – mit modernen und umweltschonenden Akkutriebwagen plus Anschlussverkehre mit autonomen Bussen zum Flächenbetrieb auf der letzten Meile in den Gemeinden und deren Nachbarn. Auf diese Weise könnte die Region doppelt profitieren: Reaktivierung der Bahnstrecke mit modernsten Bahn- und Bus-Fahrzeugen und Hervorhebung von Schweinfurt als Innovationsstandort für Stadt und Land. Eine sachliche Information der Öffentlichkeit über die realen Möglichkeiten der Technologie autonomen Fahrens als Ergänzung zum regulären ÖPNV erscheint den Unterzeichnenden daher dringend geboten.